Das Altpapier am 5. Januar 2018 Graffiti entfernen im Netz
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Immer hereinspaziert zum Rundgang im Facebook’schen Einkaufscenter. Dazu gibt’s heute noch einen publizistischen Jojo-Effekt und ein bisschen Hoffnung für den taz-Lieblingsraucher in der Türkei und jede Menge Ironie aus dem Knast. Es kommt die Frage auf, ob das vergangene Jahr eigentlich 2017 oder 1917 war und welche Herrenclubs im Journalismus so existieren. Ein Altpapier von Nora Frerichmann.
Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der Besser-Leben-Wahn im Zeitschriftenregal. Auch am Bahnhofskiosk meines Vertrauens verdunkeln im Moment ausschließlich Magazine mit (Diät-)Vorsätzen das Schaufenster. Pünktlich zum Jahreswechsel lächelt ein Eckard von Hirschhausen, dem ein Basilikumblatt aus dem Mund hängt, vom Titel des neuen Stern-Magazins Gesund leben. Die Schlagzeile: "Wie ich 10 Kilo verlor".
Brigitte, Petra, Bild der Frau, und so weiter stehen dem in nichts nach. Wenn es jetzt um ARD und ZDF ginge, würde bestimmt gleich eine Propaganda-Aktion des Gesundheitsministeriums dahinter vermutet (wobei all die seltsamen Diätpläne sicherlich nicht unbedingt gesund sind). Werner Bartens bezeichnet den ganzen Diätzirkus heute auf der Medienseite der Süddeutschen (aktuell nicht frei online abrufbar) als publizistischen "Jojo-Effekt":
"Werden Leser der Frauen- und People-Magazine im November und Dezember noch mit den besten Vanille-Kipferl-Rezepten, Tipps für den gelungenen Festbraten oder einen kuscheligen Wein-Abend am Kamin gemästet, folgt nach den Feiertagen unerbittliche Strenge. Ausgemergelten Gymnastiklehrerinnen gleich rufen die Redaktionen zum Kampf gegen die Pfunde auf. Den rituellen Diät-Titeln der Zeitschriften zum Jahresanfang ist kaum zu entkommen."
Und auch Stefan Niggemeier langweilt sich bei Twitter wegen der immer gleichen Stern-Cover zum Jahresbeginn. Dort ist man sich scheinbar immer noch sicher, dass halbbekleidete Frauen den Absatz des Blattes schon halten werden.
Rundgang im Facebook-Center
Appropos Verkauf: Was haben eigentlich Facebook, Twitter & Co. mit Einkaufszentren gemeinsam? Toralf Staud fragt sich das in einem Kommentar für Zeit Online. Das Ergebnis: eine Hausordnung aka Nutzungsbedingungen, Ecken in denen sich Fußballfans treffen und einen privaten Sicherheitsdienst aka Löschdienste. Womit wir nun bei des Pudels Kern wären, und zwar dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz:
"Natürlich, manche Analogie (Einkaufszentrum) stimmt nicht ganz – wohl aber der grundsätzliche Punkt, der in den Debatten über das NetzDG oft vernachlässigt oder bewusst verwischt wird: Bei Facebook und anderen sozialen Medien handelt es sich um Privatunternehmen, die in ihrem Verantwortungsbereich den Bruch von Gesetzen dulden. Vielleicht tun sie es aus Profitinteresse, also um möglichst wenig Geld auszugeben für Administratoren und Moderatoren ihrer Foren (…). Vielleicht meinen sie auch, dass mehr Leute kommen oder länger bleiben, wenn man dort alles sagen und hören kann (…). Vielleicht sind sie aber tatsächlich auch einfach nur überfordert von der Masse der Besucherinnen und Besucher."
Staud fragt sich auch, was die ganze Aufregung über gelöschte Tweets und das NetzDG überhaupt soll. Hier positioniert sich also jemand gewissermaßen gegen die seltene Einigkeit von Michael Hanfeld, Sascha Lobo, Frank Überall, die die ersten Auswirkungen des Gesetzes vehement kritisierten (mehr im Altpapier von gestern).
Weiter schreibt Staud nämlich:
"Doch die AfD wie auch andere Kritiker des neuen Gesetzes übersehen: Plattformen wie Facebook oder Twitter sind eben nicht der öffentliche Raum. Was ist so schlimm daran, wenn – analog zum Einkaufszentrum – der Betreiber mal ein Graffito entfernt, das nur knapp an der Strafbarkeit entlangschrammt?"
Und weiter:
"Wenn Unternehmen als Plattform für massenhafte Diskussionen Geld verdienen möchten, müssen sie auch die nötige Infrastruktur finanzieren. Natürlich ist es nicht billig, einen Wachdienst zu organisieren (…). Wenn jedoch einige Netzaktivisten, Linke und Liberale gemeinsam mit Facebook & Co. bestimmte (Lösch-)Pflichten ablehnen, dann ist das weniger ein Kampf gegen den autoritären Staat oder für die Meinungsfreiheit, deren Wohl oder Wehe sich im öffentlichen Raum entscheidet. Es hilft schlicht einem Privatunternehmen beim Versuch, Kosten zu vermeiden."
Da mag er teilweise ja auch recht haben. Die Kritik am NetzDG geht allerdings weit über die bloße Existenz eines Löschdienstes hinaus und richtet sich auch gegen seine Funktionsweise und Regeln. Sicherlich ist eine kategorische Empörungswelle gegen das NetzDG überzogen, aber einige Kritikpunkte sind nach wie vor durchaus berechtigt, würde ich hier jetzt einfach mal behaupten. Nach meinem demokratischen Verständnis müssten die Löschaktionen jedenfalls transparent und nachvollziehbar passieren. Immerhin geht es nicht um einen kleinen Ladendiebstahl (um mal bei der Einkaufsmetapher zu bleiben), sondern um Meinungsbildung und damit letztendlich auch um unsere Demokratie. Bisher gleichen Facebooks Löschzentren allerdings eher Fort Knox, so abgeschirmt sind sie.
In einem anderen Text bei Zeit Online beschreibt Eike Kühl, was sich durch das NetzDG alles ändert. Darin heißt es auch:
"Facebook betreibt inzwischen zwei Löschzentren in Deutschland. Eines wird in Berlin vom Dienstleister Arvato betrieben, ein zweites mit 500 weiteren geschulten Mitarbeitern der Firma Competence Call Center wird gerade in Essen errichtet. Über den Standort und die Größe der Teams von Twitter und YouTube ist nichts bekannt."
Transparenz sieht anders aus, wage ich zu behaupten. Die Titanic ist übrigens immer noch gesperrt und kann auch heute (Stand 9 Uhr) nicht twittern.
Und damit es über’s Wochenende niemand vergisst, fasst Christian Meier für die Welt nochmal einige Kritikpunkte am NetzDG zusammen:
"Es verleitet die Netzwerke dazu, viel zu viele Beiträge aus ihren Netzwerken zu löschen, die zwar möglicherweise schwer zu ertragen, aber vom Grundsatz der Meinungsfreiheit gedeckt sind. Selbst in Fällen, die juristisch zweifelhaft sind, wird – wie im Vorfeld prognostiziert – lieber ein Kommentar gelöscht, um sich als profitorientiertes Unternehmen nicht angreifbar zu machen. Denn eine Geldstrafe für das Löschen von zu vielen Postings gibt es natürlich nicht. Zumal die Betreiber der Netzwerke auf ihren Plattformen im rechtlichen Rahmen letztlich schalten und walten können, wie sie wollen."
Ironie aus dem Knast
Wer über das Wochenende hoffentlich auch nicht vergessen wird, ist der Lieblingsraucher der taz, Deniz Yücel. Es gibt nämlich weitere Nachrichten zu seinem Verfahren in der Türkei. Zwar gibt es immer noch keine inhaltlichen Neuigkeiten dazu, wohl aber zum weiterem Ablauf. Wie in diesem Altpapier bereits angerissen, gab es schon Anfang der Woche Hoffnung auf Verbesserungen für den deutsch-türkischen Journalisten.
Nun bewegt auch offiziell was, denn das türkische Justizministerium hat sich zur Beschwerde Yücels gegen seine Haft geäußert. Das Statement ist zwar nicht gerade positiv, aber hey, wenn man seit knapp einem Jahr ohne offizielle Anklage im Knast sitzt, freut man sich wahrscheinlich auch über die bloße Nachricht, dass sich irgendwann irgendwo irgendwas bewegen wird.
In der Welt zitiert Daniel-Dylan Böhmer aus der Stellungnahme Ankaras:
"Das Ministerium weist darauf hin, dass im konkreten Fall den Beschwerdeführer belastende Beweise erhoben wurden, die dazu geeignet sind, bei einem objektiven Beobachter den Verdacht zu erwecken, dass der Beschwerdeführer Propaganda für eine bewaffnete Terrororganisation betrieben und das Volk zu Hass und Feindschaft aufgehetzt hat."
Neue Vorwürfe gegen den Journalisten sind also nicht genannt worden. Laut Welt haben Yücel und seine Anwälte jetzt zwei Wochen Zeit, um auf die Stellungnahme zu antworten. Dann kann das Verfassungsgericht in der Türkei entscheiden, ob Yücel eventuell erstmal freikommt oder für die weitere Dauer des Verfahrens in Untersuchungshaft bleiben muss.
Michael Martens hofft in der FAZ (S. 5) das Beste:
"Erdogan hatte angekündigt, dass Yücel in Haft bleiben werde, solange er an der Macht sei. Aber vielleicht entscheidet die unabhängige türkische Justiz ja anders."
Allerdings dürften leichte Zweifel an der Unabhängigkeit der türkischen Justiz aufkommen, wenn man bedenkt, dass einige Richter selbst im Knast sitzen.
Auch Yücel selbst scheint nicht sonderlich überzeugt von der Organisation des türkischen Staats zu sein, wenn man sich sein vor Ironie strotzendes Erklärung ansieht, die heute die dpa veröffentlicht hat. Yücel nimmt darin vor allem den türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu (am Samstag steht sein Besuch bei Gabriel in Goslar an) auf die Schippe. Der hatte zum Jahresbeginn für eine Entspannung des Verhältnisses zwischen Deutschland und der Türkei geworben (und tut dies heute nochmal in einem Gastbeitrag für die Funkeblätter). Zum Fall Yücel hatte Cavusoglu gesagt, er sei "nicht sehr glücklich darüber", dass es noch immer keine Anklage gibt. Die FAZ schreibt nun über die Yücel-Erklärung:
"Yücel teilte in seiner in einem ironischen Ton gehaltenen Replik mit: ‚Das hat mich sehr bekümmert. Schließlich möchte ich nicht, dass er meinetwegen unglücklich ist. Aber ich kann ihn trösten: Wenn ich mich daran gewöhnt habe, seit fast einem Jahr ohne Anklage als Geisel gehalten zu werden, dann schafft er das auch.‘ Zur Aussage Cavusoglus, die Vorwürfe gegen ihn seien ‚sehr ernst‘, meinte Yücel, es sei beruhigend, dass ‚wenigstens die türkische Regierung den genauen Durchblick‘ habe. ‚Schließlich unterliegen die Ermittlungsakten weiterhin der Geheimhaltung, sodass meine Anwälte und ich immer noch nicht wissen, woran wir sind.‘"
Damen im Herrenclub?
Silke Burmester fragt sich indessen in ihrer Kolumne für Deutschlandfunks @mediasres, welches Jahr das vergangene eigentlich in Journalistenjahren war – 2017 oder 1917? Vielleicht läuft hier die Zeitrechnung etwas anders, ähnlich wie bei Hundejahren:
"Ich meine, wir reden über das Jahr 2017. Also nicht 1917, sondern 2017. 2017 und offensichtlich möchten Männer im Journalismus nicht mit Frauen zusammen arbeiten. In Deutschland. Nicht in Saudi-Arabien."
Konkret geht’s um die Vergabe des Reporter-Preises (auch in diesem Altpapier zu finden). Burmester fragt sich, warum in den neugegründeten Investigativ-Teams (von denen ja dort einige ausgezeichnet wurden) kaum Frauen zu finden sind und kaum Preise (vier von 34) an Frauen gingen. Über diese Frage wurde ja schon viel diskutiert. Burmester bringt nochmal die Strukturen der Medienbubble und der Preisvergaben ins Spiel:
"Viele von uns Journalistinnen haben die Schnauze voll. Wir wollen, dass über die strukturellen Ursachen geredet wird: Wer sitzt in der Jury? Wessen Blick liegen die Kriterien zugrunde, nach denen Texte bewertet werden? Wieso verringern Journalistinnen, die Mütter sind, ihre Chancen, Journalisten, die Väter sind, aber nicht? Und woran liegt es, dass Frauen vor allem dann ausgezeichnet werden, wenn sie über Männer schreiben?"
Auch die neuen Entwicklungen bei Vice Media unterstreichen nochmal, dass die Strukturen innerhalb der Medienbubble auch 2017 bzw. 2018 mitunter noch Geschlechterdiskriminierung in petto haben. In der FAZ schreibt Nina Rehfeld über die Belästigungsvorwürfe bei dem Medienunternehmen:
"Die Gründer von Vice, Shane Smith und Suroosh Alvi, bedauerten in einer Stellungnahme, dass sich im Konzern eine "Männerclub-Atmosphäre" etabliert habe. (…) Die gegen den Präsidenten der Firma, Andrew Creighton, und den für digitale Inhalte zuständigen Mike Germano erhobenen Vorwürfe würden untersucht, teilte der Medienkonzern mit."
Und das, trotz des avantgardistischen, offenen und toleranten Images, das sich Vice so gerne gibt:
"Im Zweifel ist es eher links, hat die angesagten Themen und den Zeitgeist und die Jugend auf seiner Seite. Zu dem seit Monaten die Medien beherrschenden Thema sexuelle Belästigung finden sich auf der Online-Seite von Vice täglich in der Regel mehrere Beiträge, auch zu den Medienleuten, denen Verfehlungen und Verbrechen vorgeworfen werden. Zu Weihnachten allerdings machte Vice in der Sache Schlagzeilen, über die in der Branche zuvor schon gemunkelt worden war: Mehr als zwanzig Frauen sollen bei Vice Opfer sexueller Übergriffe geworden sein, berichtete die New York Times."
Ende des Jahres gab es auch bei der deutschen Vice ähnliche Vorwürfe (mehr dazu bei der taz). Das und ein Blick auf die Debatte um Sexismus im Deutschen Film-Geschäft (Stichwort Wedel) führen mich dazu, zum Schluss einfach nochmal Burmester zu zitieren:
"Ich meine, wir reden über das Jahr 2017. Also nicht 1917, sondern 2017."
Altpapierkorb (Schreckgespenster, Bundespresseamt, Charlie Hebdo)
+++ Bei taz.de schreibt Daniel Bouhs über die Horrorszenarien, die der Leiter des Bereichs Medienpolitik bei RTL Deutschland, Claus Grewenig, durch den neuen Rundfunkstaatsvertrag kommen sieht: "Wenn Öffentlich-Rechtliche mit ihren Clips Facebook oder YouTube fluten könnten und sich um die Finanzierung dieser Inhalte überhaupt keine Gedanken machen müssen, dann ist es für uns – und übrigens auch für die Verlage – ungleich schwerer, mit den Plattformen über eine Ökonomisierung unserer Inhalte zu verhandeln", sagt Grewenig. Sein Schreckgespenst sind also vor allem exklusive Produktionen der Öffentlich-Rechtlichen für Drittplattformen, die mit Rundfunkbeiträgen statt Werbung oder Lizenzen finanziert werden.
+++ Gestern hatten wir hier kurz den Stern-Artikel angeschnitten, demzufolge es zwischen Bundespresseamt und Innenministerium Streit bei der Vergabe von Media-Etats gegeben haben soll. Dabei geht es ja immerhin um insgesamt 100 Millionen Euro für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung. Zur Vergabe der Aufträge des Bundespresseamts an vier Mediaagenturen äußert sich nun auch das Amt selbst. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte in Deutschlandfunks @mediasres, es habe keinen Streit um die Vergabe der Etats gegeben. Man habe sich „bei allen vier Losen für das wirtschaftlichste Angebot entschieden“. Als Lügner will sie den Stern-Autoren Hans-Martin Tillack aber auch nicht hinstellen. @mediasres-Moderatorin Bettina Köster: "Also, alles gelogen vom Stern?" Demmer: „Das ist jetzt Ihre Analyse. Das möchte ich nicht kommentieren.“
+++ Und hier noch kurz der Altpapier-Personalien-Dienst: Der ehemalige Redaktionsleiter von Spiegel Daily, Timo Lokoschat, wird (wie bereits in diesem Altpapier gemutmaßt) neuer leitender Redakteur für die Bezahlinhalte bei der Bild. Berichte darüber gibt’s in den diversen Branchendiensten, z.B. von Marvin Schade bei Meedia. Und W&V meldet den Aufstieg von Iris Mayer in die Chefredaktion von SZ.de.
+++ Wer den neuen Herausgeber der New York Times, Arthur Gregg Sulzberger, besser kennenlernen will: "37 Jahre alt, Vegetarier, Digitaljunkie", das sind die Stichworte, mit denen Georg Schwarte ihn in einem Porträt für den Deutschlandfunk beschreibt. Bei der NYT hat er selbst zum Jahreswechsel einen offenen Brief veröffentlicht.
+++ Auf der Medienseite der FAZ (leider nicht frei verfügbar) wirft Jürg Altwegg einen Blick auf die Situation bei Charlie Hebdo, drei Jahre nach dem Anschlag auf die Redaktion und zeigt sich ziemlich resigniert.
+++ Die Bild ordnet ihr Video-Nachrichtenangebot neu. Statt einmal täglich "Bild Daily" gibt es jetzt "Bild Live", schreibt Alexander Krei bei dwdl.de. Das Format soll immer "live on Air" gehen, "wenn etwas passiert", sagte Moderator Moritz Wedel in der ersten Sendung bei Youtube. Aha, immer wenn etwas passiert also. Präziser heißt es bei dwdl.de, "Bild Live" sende "täglich jeweils spontan-anlassbezogen (…) zu entsprechenden Ereignissen". Ausgespielt wird das Ganze neben Youtube übrigens auch bei Facebook, über TV-Apps und bei Bild.de.
+++ Zum Welt-Braille-Tag hat sich Daniel Bouhs die Barrierefreiheit im TV angeschaut. Bei Deutschlandfunks @mediasres kommt er zu dem Schluss: Generell ist die Abdeckung des Programms mit Untertiteln bei den Öffentlich-Rechtlichen besser. Bei der Qualität würden sie aber manchmal von den Privaten geschlagen. Vor allem beim Fußball hätten die Privatsender viele und sehr genaue Untertitel.
+++ Richard Gutjahr erzählt via Ted-Talk von den Anfeindungen nach seiner Berichterstattung über den Anschlag in Nizza im Sommer 2016 und wie er versucht mit Hass im Netz umzugehen.
+++ Bei epd medien schreibt Diemut Roether über Medienkritiker (leider nicht online verfügbar). Ihre Aufgabe sieht sie drin, eine "konstruktiven Disharmonie" zu schaffen: "Gerade in Zeiten, in denen der Populismus die Narrative setzen will, die Erzählungen immer schlichter, lauter und eindeutiger werden, brauchen wir eine Fernsehkritik, eine Hörspielkritik und eine Medienkritik - das gehört für mich zusammen -, die den suggestiven und scheinheiligen Erzählungen etwas entgegensetzt. Wo sich Fernsehspiele oder Hörspiele mit der komplexen Realität auseinandersetzen, muss die Kritik in der Betrachtung Schritt halten, sie muss deutlich machen, dass weder ein Kunstwerk noch ein Land auf eine Einheitsformel oder einen Einheitsgedanken zu bringen sind. So wie ein gutes Hörspiel oder ein guter Film eine Vielfalt an Lesarten anbietet und zulässt, so zeichnet sich eine demokratische Gesellschaft durch ihre Vielfalt der Lesarten aus, durch ihre Stimm- und Meinungsvielfalt. Zu dieser Vielfalt und Vielstimmigkeit muss die Kritik offensiv beitragen und Erzählungen widersprechen, die Entwicklungen totalisieren wollen, die Zwischentöne harmonisieren wollen."
+++ Und zum Schluss noch ein Happen für Tatort-Groupies: Am Wochenende läuft die letzte Folge mit Andreas Hoppe als Ermittler Mario Kopper. Dazu fragt Paul Katzenberger in der SZ: Wie schlimm ist das für einen Schauspieler, in dessen Leben Kopper immer eine große Rolle spielen wird? Spoiler: Gar nicht schlimm, er spielt jetzt halt andere Rollen und schreibt Kochbücher.
Neues Altpapier gibt’s wieder am Montag.