Das Altpapier am 4. Februar 2022 Die destruktiven Aspekte der Wahrheit
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04. Februar 2022, 12:13 Uhr
Rettet den Qualitätsjournalismus im Lokalen, lautet grob gesagt die Botschaft eines Offenen Briefes von fünf baden-württembergischen Landräten an zwei Verlagsgeschäftsführer. Außerdem: Geht es beim russischen Sendeverbot für die Deutsche Welle "nur vordergründig um Medienpolitik"? Ein Altpapier von René Martens.
Inhalt des Artikels:
- Kommunalpolitik verschwindet aus der öffentlichen Wahrnehmung
- Die "Schnupfen"-Nummer geht immer
- Eine "Stellvertreterschlacht"
- Die "wichtige gesellschaftliche Dienstleistung" des Unterhaltungsfernsehens
- Beiläufige Weltuntergangsbotschaften
- Altpapierkorb (schlechte Spurensicherung in Fretterode, die gletscherhafte Geschwindigkeit der Medienkritik, PR-Auftritt im BR-Rundfunkrat)
Kommunalpolitik verschwindet aus der öffentlichen Wahrnehmung
Eines der Hauptthemen am Donnerstag waren an dieser Stelle die Lehren, die der Lokaljournalismus bisher aus der Corona-Pandemie ziehen konnte: In deren erster Phase erlebte der nämlich eine, so zynisch das klingen mag, sehr gute Zeit, weil ihm lockdown-bedingt für wenige Monate der Terminjournalismus "abhanden gekommen" und er somit gezwungen war, sich mit Substanziellerem zu beschäftigen.
Jenseits der Perspektiven, die sich daraus ergeben, gibt es mancherorts auch unschöne Perspektiven für den Lokaljournalismus, in Stuttgart etwa - worauf Jenni Zylka hier in der vergangenen Woche anhand der Berichterstattung der Wochenzeitung "Kontext" über die Entwicklungen bei den SWMH-Titeln "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" bereits eingegangen ist. Dort sollen "klassische Ressorts wie Politik, Wirtschaft, Kultur abgeschafft und durch 22 Teams ersetzt (werden), die Namen tragen wie 'Freizeit/Unterhaltung', 'Kriminalität/Innere Sicherheit', 'Stadtleben/Events' oder (…) 'Liebe/Partnerschaft'."
In der aktuellen Ausgabe wartet "Kontext" mit zwei Artikeln zur Entwicklung bei StZ und StN auf. In einem sind Äußerungen von "Kontext"-Lesern und (früheren) Mitarbeitenden der "Stuttgarter Zeitung" zusammengefasst:
"Es sind etliche, die einst drinnen waren und jetzt draußen sind, die schreiben, mit Wut im Bauch, aber auch mit Trauer, oder verstört, wie einer, der seit Ende der 1990er drinnen ist. Warum so viel Dilettantismus?, fragt er. Die 'Süddeutsche' kaufen, wenn das Ende der Papierzeitung absehbar ist? Das große Rad im Digitalen drehen wollen und Videos auf Schul-AG-Niveau produzieren? 'Online-first' verkünden und ein Printprodukt abliefern, das fast 650 Euro im Jahr kostet und den Oberstudienräten die Tränen in die Augen treibt? Wegen der Fehler. Aus Verachtung all derjenigen, könnte man meinen, die nahezu alles finanzieren."
"Kontext"-Autor Josef-Otto Freudenreich, der ebenfalls sehr lange "drinnen" war, geht auch auf die Rubrik "Unser Bestes" ein, in der auf der StZ-Website zwei ausgewählte Paywall-Artikel präsentiert werden. In der Endphase der Fertigstellung seines Artikels am Montag kurz vor Mitternacht lautete die Überschrift von einem dieser beiden Texte "Vegane Donuts, Sextoys und Döner - Die coolsten Neueröffnungen im Januar".
Am Donnerstagabend kurz vor 22 Uhr, während der Produktion des Altpapiers, wurde einem dort "Gaslighting – der grausame Beziehungstrick" empfohlen. Womit grundsätzlich natürlich nichts gesagt werden soll gegen Artikel über Sextoys und "toxische Beziehungen", aber man kann natürlich auch der Auffassung sein, dass die Kernkompetenz des Lokaljournalismus woanders liegen sollte.
Dieser Ansicht sind möglicherweise die Landräte Roland Bernhard (Böblingen), Heinz Eininger (Esslingen), Edgar Wolff (Göppingen), Dietmar Allgaier (Ludwigsburg) und Richard Sigel (Rems-Murr), die einen Offenen Brief an Christian Wegner, den Geschäftsführer der SWMH, und Herbert Dachs, den Geschäftsführer der zu 82 Prozent der SWMH gehörenden Medienholding Süd, geschrieben haben. In dem Offenen Brief, auf den "Kontext" in einem weiteren Beitrag eingeht, heißt es:
"Es ist zu befürchten, dass insbesondere der Lokaljournalismus an Qualität und Bedeutung verliert und infolgedessen Kommunalpolitik in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr verschwindet (…) Damit die Bevölkerung begreift, was vor Ort geschieht und sich darüber eine fundierte Meinung bilden kann, benötigt es einer umfassenden, sorgfältigen und ausgewogenen Berichterstattung. Kommunalpolitik braucht einen starken Lokaljournalismus. Schon seit Längerem stellen wir fest, dass die Pressebank bei Gremiensitzungen spärlich besetzt ist und kaum noch Berichterstattung folgt. Pressemitteilungen und Behörden-Webseiten können die Recherche unabhängiger Reporter nicht ersetzen. Unser Anliegen an die Lokalpresse ist, Verwaltungen kritisch zu hinterfragen und darüber objektiv und ausführlich zu berichten."
Da ist zwar einiges an Süßholzraspelei über "unabhängige Reporter" dabei. Es ist ja nun nicht so, dass Politikerinnen und Politiker aus Sorge um den Qualitätsjournalismus schlecht schlafen. Wenn sie solche Offenen Briefe aufsetzen, dann tun sie das nicht zuletzt, weil sie in der zukünftigen Welt des Lokaljournalismus ihre eigenen Positionen möglicherweise nicht mehr in der Form präsentieren können, wie sie es Jahrzehnte lang gewohnt waren.
Aber: Wenn sie befürchten, dass die ohnehin schon geringer gewordene und künftig noch stärker schrumpfende Berichterstattung übers regionale politische Geschehen es mit sich bringt, dass die Beteiligung an kommunalen Wahlen und auch das Interesse, kommunalpolitisch aktiv zu werden, sinkt - dann ist das natürlich alles anders als abwegig. Der Begriff "systemrelevant" fällt in dem Offenen Brief nicht, aber man darf ihn sich wohl mitdenken.
Das Erstaunliche im Zusammenhang mit dem Offenen Brief ist bisher allerdings seine Verbreitung. Bei Landräten handelt es sich um recht mächtige Regionalpolitiker, schließlich sind sie die obersten Beamten eines Landkreises. Veröffentlicht hat das Schreiben aber nur "Kontext", also die kleine Online-Zeitung, die samstags gedruckt der "taz" beiliegt
Die "Schnupfen"-Nummer geht immer
Irritierendes in Sachen Journalismusverständnis gibt es nicht nur in Sachen "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" zu vermelden. Anfang der Woche hat Hinnerk Feldwisch-Drentrup für "Übermedien" auf eine dubiose und von vielen Medien gern aufgegriffene Studie über die angeblich gestiegene Zahl von Suizidversuchen bei Kindern hingewiesen, über die wiederum zuerst ein Videoformat namens "19 – die Chefvisite" berichtet hatte:
"Das Videoformat (…), das alles angestoßen hat, gibt als Partner nicht nur die Universitätsklinik in Essen und den Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) an, sondern auch etliche regionale Medien: die "Neue Osnabrücker Zeitung", den "Südkurier", die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" und andere."
Feldwisch-Drentrup erwähnt auch eine
"Ausgabe der 'Chefvisite', in der es kürzlich um 'ARD/ZDF-Alarmismus' ging. Es gebe bei den Sendern "immer dieselben Experten und immer dieselbe Meinung", sagt de Buhr in der Sendung. Immer heiße es "Die Gefahr ist groß" und "Lasst euch impfen, so wie auch die Regierung will – am besten auch noch mit Impfpflicht!". Viele Zuschauerinnen und Zuschauer der "Chefvisite" hätten den "öffentlich-rechtlichen Mainstream" satt".
Beim Stichwort "ARD/ZDF-Alarmismus" denke ich natürlich sofort: Gleich mal reinschauen. Und siehe da, gleich zu Beginn besagter Sendung heißt es:
"Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern jagt ein Brennpunkt zu Corona den nächsten … Manche meinen sogar, die Sender hätten als Scharfmacher in Sachen Lockdown längst überholt."
Holla! Da keine der Sendungen, die der Moderator zu meinen scheint, "Brennpunkt" heißt, und zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung des Videos am 26. Januar für 2022 beispielsweise gerade mal drei der von ihm offenbar u.a. gemeinten "ARD extra"-Sendungen zu Buche standen (mehr sind’s auch nicht geworden seitdem), ahnt man schon, dass man hier Bullshit galore präsentiert bekommt. Tatsächlich erweist sich dieses Format als eine Goldgrube für die Medienkritik. Am 16. Dezember etwa ging es ausgehend von der Razzia in Sachen Morddrohungen gegen Michael Kretschmer (Altpapier) um das Thema Gewalt. In der Eingangsmoderation heißt es:
"Auch bei Demos gegen Corona-Maßnahmen gibt es immer wieder Gewalt. Wie groß ist die Gefahr wirklich? Darüber reden wir heute mit unserem Gast, der selber schon Drohungen aus dem Internet bekommen - und offen darüber spricht. Herzlich willkommen, Uschi Glas!"
Jens de Buhr heißt der gute Mann, der diese Sätze, die ich so schnell nicht aus dem Kopf bekommen werde, formuliert hat. Was verteilt er noch so? "Warum stufen wir Corona nicht als grippalen Effekt ein? (…) Brauchen wir strengere Schutzmaßnahmen, wenn gesunde Menschen allenfalls einen schweren Schnupfen kriegen?" (am 12. Januar). Und am 3. Februar bringt er noch mal die Schnupfen-Nummer: "Unser Thema heute: Omikron macht Kindern Schnupfen. Was bringt die Impfung? (…) Impfen lässt sich kaum noch jemand. Warum auch, fragen sich die Leute? (…) Viele impfen ihre Kinder nicht, denn wenn sich die Kleinen infizieren, gibt es in der Regel nur leichte Symptome."
Ganz großes Hallodri-Kino also. Ein Eindruck, der durch Sätze wie "Ich leite den Medienverbund Chefvisite" noch verstärkt wird. Wenn einem der Titel eines Videoformats schon die Vorlage liefert, an die Eppendorfer Grill-Station zu denken, muss man sie auch verwandeln, also bitte: de Buhr ist gewissermaßen "Dittsche" und der ihm stets zugeschaltete, möglicherweise auch als @MedInfluencer bekannte Jochen "Er hat die Haare schön" Werner aus der Uniklinik Essen ist Ingo.
Am Mittwoch verschickten die Macher dann eine Erfolgsmeldung, die vermuten lässt, warum mehrere Regionalzeitungshäuser ihren Namen für das Ganze hergeben: Man habe bei YouTube "erstmals in einem Monat mehr als eine Million Zuschauer erreicht". Außerdem heißt es: "In dem Projekt sehen Werner und de Buhr einen Beitrag, die Pandemie mit Informationen und Sachlichkeit zu überwinden" - während ich in dem "Projekt" eher einen Beitrag sehe, die Sachlichkeit zu überwinden.
Eine "Stellvertreterschlacht"
"Rache" (Moskau-Korrespondent Friedrich Schmidt in der FAZ), "Vergeltung" (Medienressortchef Michael Hanfeld in der FAZ) - donnernde Worte sind zu vernehmen angesichts des Sendeverbots für die Deutsche Welle in Russland und den damit verbundenen Rausschmiss der DW-Mitarbeiter aus dem Land.
"Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, bezeichnete das Sendeverbot in Russland als 'in keiner Weise hinnehmbar (…) Ich appelliere daher eindringlich an die russische Seite, die lizenzrechtlichen Probleme des Senders RT nicht für eine politische Reaktion zu missbrauchen'",
steht unter anderem bei Zeit Online dazu. Zumindest zeitlich steht der "nicht hinnehmbare" Akt in Zusammenhang mit der von Roth angedeuteten Entscheidung der hiesigen medienanstaltlichen ZAK (Kommission für Zulassung und Aufsicht) in Sachen RT DE (zu den Hintergründen siehe ein kurz vor Weihnachten erschienenes Altpapier).
Moritz Baumstieger kommentiert diesen Aspekt in der SZ:
"Die ZAK hat RT DE die Ausstrahlung untersagt, weil dafür eine medienrechtliche Zulassung nötig ist - die aber hat RT DE nie beantragt. Seine Journalistinnen und Journalisten dürfen hier dennoch weiter arbeiten, dürfen Fragen stellen, die der deutschen Gesellschaft und der Bundesregierung unbequem sind."
Eine Einordnung auf anderer Ebene liefert Silke Mertins (taz):
"Bei der Schließung des Büros der Deutschen Welle geht es nur vordergründig um Medienpolitik (…) Jedem dürfte klar sein, dass dieses Scharmützel nur eine Stellverteterschlacht für den großen Konflikt ist: den russischen Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze."
Die "wichtige gesellschaftliche Dienstleistung" des Unterhaltungsfernsehens
Seit dem Herbst findet angesichts des Vorschlags, im Medienstaatsvertrag in gewisser Weise gesetzlich zu reglementieren, was öffentlich-rechtliche Unterhaltung leisten soll (siehe etwa dieses Altpapier aus dem Dezember und diesen "Übermedien"-Podcast), eine Diskussion darüber statt, was öffentlich-rechtliche Unterhaltung überhaupt ist.
Stoff für diese Debatte liefert ein Impulsvortrag, den der Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger am 22. November im Rahmen des federführend vom Grimme-Institut veranstalteten Werkstattgesprächs "Vom Wert der Unterhaltung" gehalten hat. "epd medien" hat ihn nun abgedruckt (online steht er noch nicht).
Hallenberger konstatiert eine enge, missverständliche Auslegung des Begriffs "Unterhaltung" und des Begriffspaars "Unterhaltung und Bildung". Unterhaltung bildet nicht nur dann, wenn sich, um ein aktuelles Beispiel aufzugreifen, "Die Anstalt" Frontex widmet.
Und:
"Geht es um das Verhältnis von Unterhaltung und Bildung, ist das Quiz zwar die naheliegendste Assoziation, aber gerade einmal die Spitze eines metaphorischen Eisbergs. Wo (…) Castingshows Einblicke in Berufswünsche und - tatsächliche oder vermeintliche - Gepflogenheiten des Arbeitsmarktes gewähren, Datingshows indirekt über Beziehungsvorstellungen und Lebensentwürfe informieren, kommentieren Quizsen- dungen, was in einer Gesellschaft als wissenswert gilt und was sie von Leistung hält (…) Im typischen Quiz der 50er Jahre galten Kenntnisse über Oper und Operette noch als Allgemeinwissen, heute eher als exotisch. Im Quiz der frühen Fernsehjahre mussten Fragen offen beantwortet werden, heute gibt es in der Regel Antwortvorgaben. Das heißt, früher wurde schlicht Leistung verlangt, heute kann man sich auch mit vager Ahnung und blindem Raten durchmogeln - es zählen nur der Erfolg und die Erleichterung der Publikumsbeteiligung."
Hallenbergers Fazit:
"Fernsehen, und nicht zuletzt das Unterhaltungsfernsehen, fungiert als 'kulturelles Forum', als medialer Ort, an dem gesellschaftliche Wertvorstellungen vorgeführt, zur Diskussion gestellt und heute dank neuer digitaler Medien auch debattiert werden können. Und damit erbringt das Unterhaltungsfernsehen eine wichtige gesellschaftliche Dienstleistung."
Beiläufige Weltuntergangsbotschaften
In der New York Times, die "jetzt mehr als zehn Millionen Abos verkauft" ("Süddeutsche Zeitung" heute), führt Amanda Hess zum einen die Debatte zu "Don’t Look Up" fort (Altpapier, Altpapier) und geht auch auf einige meiner Wahrnehmung nach bisher weniger beachtete psychologische Aspekte des Klimadiskurses ein. "The climate crisis is outpacing our emotional capacity to describe it", heißt es unter anderem.
Und "Das Internet wird oft dafür kritisiert, uns mit nutzlosen Informationen zu versorgen und Desinformationen zu verbreiten", es könne aber auch für "eine destruktive Beziehung zu ernsthaften Informationen" sorgen. Denn:
"Wenn Sie jemand sind, die die Wissenschaft akzeptiert: Wie viel mehr müssen Sie wirklich hören? Die beiläufigen Weltuntergangsbotschaften der sozialen Medien sind so verführerisch: Sie tragen dazu bei, uns zu signalisieren, dass wir uns um große Probleme kümmern, selbst wenn wir Ablenkungen nachjagen (…)"
Hess' metaphorisches Fazit:
"Wir springen mental immer zwischen einer nostalgischen Landschaft, in der wir viel Energie im Internet verschwenden können, und einer apokalyptischen, in der es zu spät ist, etwas zu tun."
Altpapierkorb (schlechte Spurensicherung in Fretterode, die gletscherhafte Geschwindigkeit der Medienkritik, PR-Auftritt im BR-Rundfunkrat)
+++ Zum "Pfusch in Fretterode" (Altpapier von Montag), also bei den Ermittlungen zu den neonazistischen Attacken auf zwei Journalisten gibt es detaillierte Zusatzinformationen aufgrund einer Aussage eines Kriminaltechnikers am 19. Prozesstag: "Bei seiner Untersuchung fand er u.a. zwei Pfeffersprays im Wagen sowie ein Taschenmesser im Handschuhfach. Das Messer habe er nicht näher untersucht, keine DNA-Spuren oder Fingerabdrücke genommen und es nicht gemessen oder separat fotografiert", berichtet @nsuwatch.
+++ Für 54books blickt Falko Löffler zurück in die Frühphase der Videospielkritk bzw. -forschung: "Medienkritik und Wirkungsforschung haben kein eingebautes Verfallsdatum, weil sie sich einerseits mit gletscherhafter Geschwindigkeit bewegen (ein Massenmedium entsteht nicht über Nacht), andererseits neue Erkenntnisse nicht automatisch und objektivierbar die alten ablösen. Allerdings sind sie wie Suchscheinwerfer, die genau dorthin ausgerichtet werden, wo die Öffentlichkeit gerade Verrohungsgefahr zu erkennen glaubt. Wenn nötig, wird an der Helligkeit gedreht und ein ganzes Medium angestrahlt, manchmal ist es ein Punktlicht auf einen konkreten Auswuchs. Gerade neue Medien werden zunächst als allgemeine Gefahr gesehen, bis sie ganz natürlich ins kulturelle Gedächtnis absorbiert sind. So wird es auch dem gehen, was die Öffentlichkeit aktuell beschäftigt: 'Squid Game' wird von der Gefahr zur Normalität zur Mediengeschichte. So wie es auch all jenen Computerspielen passiert ist, die vom Killersimulator zum Spieleklassiker mutierten."
+++ Und die SZ berichtet, dass der "wegen seines Umgangs mit Missbrauch seit zwei Wochen im Feuer stehende" katholische BR-Rundfunkratsvertreter Lorenz Wolf (der seinen Vorsitz dort gerade ruhen lässt, siehe auch Altpapier) das Kontrollgremium für eine "Pressekonferenz in eigener Sache" missbraucht habe. Jedenfalls kritisieren das Vertreter und Vertreterinnen der Grünen.
Neues Altpapier gibt es wieder am Montag. Schönes Wochenende!
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