Das Altpapier am 31. Januar 2020 Der Werther-Effekt der Terrorismus-Berichterstattung
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31. Januar 2020, 12:30 Uhr
Viele Beiträge über rechte Anschläge tragen zur Heroisierung der Täter bei. Das Radio unterfordert seine Hörerinnen und Hörer chronisch. Außerdem: Erinnerung an "ein Stück türkisch-deutscher Fernsehgeschichte". Ein Altpapier von René Martens.
Inhalt des Artikels:
- "Der Großteil der Hauptstadtjournalisten" will die neue SPD-Führung scheitern sehen
- Über die Heroisierung von Attentätern
- Warum läuft im Radio von Madness immer nur "Our House", "Our House", "Our House" und "Our House"?
- Türkische Rockmusik live in der ARD-Prime-Time? 1982 war’s möglich
- Altpapierkorb (Georg Löwisch und sein #Gexit Richtung Christ und Welt; die Verweigerungshaltung des Bundesverwaltungsgerichts in Sachen linksunten.indymedia; Heinrich Manns "Der Untertan" ist immer noch aktuell; RBB Retro und andere Beispiele für die Abkehr des RBB von der Verwechselbarkeit; zum Tode des Privatfernsehsport-Pioniers Burkhard Weber)
Zu den des Hervorhebens werten Politikmagazin-Recherchen der jüngeren Vergangenheit gehört eine kalenderjahresübergreifende Kooperation von "Monitor" und "Westpol", dem Politikmagazin des WDR Fernsehens: Es geht um den Tod des Syrers Amad A., der - erwiesenermaßen - zu Unrecht für mehrere Wochen in Kleve im Gefängnis saß, wo er schließlich unter der sehr, sehr fragwürdigen Umständen verbrannte. Plakativ gesagt: Es geht um bananenrepublikanische Zustände. Unter anderem von "Polizeiwillkür" ist die Rede, etwa in diesem "Monitor"-Beitrag vom 4. April 2019.
Der erste Beitrag bei "Monitor" zu dem Thema lief bereits im Oktober 2018. Insgesamt drei kamen in beiden Sendungen in jenem Jahr noch dazu (nicht mehr alle sind online). Seit dieser Woche macht nun Focus Online mobil gegen diese Recherchen, am heutigen Tag ist ein weiterer Beitrag erschienen. Jana Stegemann greift die Sache auf der heutigen SZ-Medienseite auf:
"Ein Redakteur (…) wirft (…) den Redaktionen der WDR-Politmagazine 'Westpol' und 'Monitor' Folgendes vor: Sie hätten 'Verschwörungstheorien' verbreitet, gegen die Behörden 'einseitig Vorwürfe erhoben' und mit zweifelhaften Methoden gearbeitet; eine Gesprächspartnerin wurde als 'ominöse Expertin' bezeichnet. Dafür gab es Retweets der AfD und von Hans-Georg Maaßen."
Der Burda-Mann, der in dem SZ-Artikel nicht namentlich genannt wird, heißt Axel Spilcker, und er hat - kein schlechter Fun Fact - früher auch mal für den WDR gearbeitet.
Den Tonfall von Burdas Berichterstattung - "Focus Online liegt nun der Untersuchungsbericht der Staatsanwaltschaft Kleve vor, der auf 290 Seiten akribisch darlegt, dass die Verschwörungstheorien der Reporter mit der ermittelten Beweislage wenig gemein haben (…) Selten ist ein Fall so aufwändig rekonstruiert worden" - kommentiert "Monitor"-Chef Georg Restle folgendermaßen:
"Was uns nachdenklich macht: Dass sich @focusonline hier offenbar zum Handlanger von Ermittlungsbehörden machen lässt, denen im Fall Amed A. nachweislich jede Menge vorzuwerfen ist (…). Hat für uns mit Journalismus wenig zu tun."
Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen will, schaue sich die Magazin-Beiträge einfach mal an: Am 10. Februar 2019 geht es bei "Westpol", um die Frage, wie es zum Brand in der Zelle und zum Tod des Inhaftierten gekommen ist. Unter anderem der Vorwurf an die Polizei, nachträglich einen Datensatz verändert zu haben, ist Thema bei "Monitor" im 2. Mai 2019.
"Westpol" berichtet im November noch einmal, nachdem die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt hat - und zuletzt war der Fall Amed A. dann am vergangenen Sonntag Thema in der Sendung. Mit "Panorama 3" (NDR Fernsehen) hat noch ein drittes Politikmagazin über den Fall berichtet, weil auch die Staatsanwaltschaft Hamburg hier eine unrühmliche Rolle spielt.
Obwohl die Kontinuität der Recherche zu würdigen ist: Frei von formalen Schwächen sind die Beiträge nicht. Über die nachgestellten Szenen kann man jedenfalls diskutieren. Und Bilder von Autoren, die am Schreibtisch bzw. vor ihrem Computerbildschirm zu sehen sind, sind grundsätzlich überflüssig.
"Der Großteil der Hauptstadtjournalisten" will die neue SPD-Führung scheitern sehen
Den beliebten Mythos, die "deutschen Medien" seien "links-grün", greift aktuell das Deutschlandfunk-Magazin @mediasres auf - obwohl es einen direkten aktuellen Anlass nicht gibt. Andererseits: Die Formulierung, dass "einige" der Mythosverbreiter "sich dabei auf eine Befragung (stützen), die zehn Jahre alt ist, und genau dieses Ergebnis gar nicht hergibt", ist natürlich köstlich. Der Trick der Mythosverbreiter besteht also darin, eine veraltete Studie verfälschend zu interpretieren.
Was es sehr wohl gibt: aktuelle Beispiele dafür, dass eher das Gegenteil dessen zutrifft, was die Mythosverbreiter behaupten: Die Jungle World beschäftigt sich mit der Berichterstattung über "die ersten 50 Tage der neuen SPD-Führung" (siehe auch Altpapier). "Der Großteil der Hauptstadtjournalisten" habe "mit dem Establishment der SPD" das gemeinsame "Ziel, die neue Parteiführung entweder zu domestizieren oder scheitern zu lassen", schreibt Pascal Beucker. Er analysiert:
"Es ist schon bemerkenswert, welche Häme beinahe jede Äußerung Walter-Borjans’ und vor allem Eskens hervorruft. Es reicht, wenn die beiden Parteitagsbeschlüsse referieren, um sie als linke Spinner zu desavouieren. Nichts anderes hat das unbotmäßige Duo bislang getan (…). Erst recht kein Halten gibt es, wenn Esken sich, in Übereinstimmung mit dem Grundsatzprogramm ihrer Partei, positiv auf den Begriff des 'demokratischen Sozialismus' bezieht. Dann sehen die einen die SPD vom 'Gespensterhauch des 19. Jahrhunderts' umwittert (Welt), die anderen unterstellen ihr, geschichtsvergessen ein diktatorisches Regime wie in Nordkorea oder China anzustreben: 'Am Anfang reden sie von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, am Ende herrschen Unfreiheit, Unterdrückung und Mangel, das ist die Erfahrung' (Spiegel). Was auch immer man Sozialdemokraten vorwerfen kann: Auf der Seite des Stalinismus standen sie nie."
Sogar die brave Sozialdemokratin Saskia Essen muss also mindestens als Wiedergängerin Rosa Luxemburgs herhalten, damit deutsche Journalisten ihre für ihr Seelenheil existenziellen "Der Feind steht links"-Phantasien ausleben können.
Der von Beucker zitierte Spiegel-Kommentar ist vor zwei Wochen erschienen, und aufgreifenswert ist daraus auch noch der Schluss:
"Der demokratische Sozialismus wandelt als Zombie durch die Gedankenwelt von Saskia Esken, anstatt dort zu ruhen, wo er hingehört: auf dem Friedhof der Geschichte."
Das klingt ein bisschen nach dem Ende des Jahres eingestellten CSU-Parteiorgan Bayernkurier.
Über die Heroisierung von Attentätern
Unter anderem mit der Berichterstattung zu den Terroranschlägen von Christchurch und Halle befasst sich der freie Journalist Simon Hurtz in einem Vortrag, den er auf der Tagung "Freie Medien Freiheit - Die Rolle freier Medien in der Demokratie" gehalten hat. epd medien dokumentiert in der aktuellen Ausgabe die Redebeiträge der von der Landesmedienanstalt Saarland, der Siebenpfeiffer-Stiftung und dem Saarländischen Journalistenverband (SJV) organisierten Veranstaltung, die am 28. Oktober im saarländischen Landtag stattfand.
Während Facebook, YouTube und Co. "gelernt haben aus Christchurch" - er bezieht sich dabei auf den sog. Christchurch Call -, hätten "wir als klassische Medien daraus relativ wenig gelernt", meint Hurtz.
"Im Gegenteil, (…) wir (haben) uns sogar ungewollt zu Mithelfern der Täter gemacht (…) und Angst und Schrecken verbreitet (…). Ich habe Dutzende Titelseiten und Sonderseiten gesehen, die dem Täter die größtmögliche Bühne bereitet haben (…). Ich habe Fotos und Ausschnitte aus dem Livestream gesehen bei uns in klassischen Medien. Ich habe Namen und Überschriften gelesen, in denen dann stand 'blutrünstiger Killer' und 'brutale Bestie'. Ich glaube, das ist genau das Gegenteil, was wir als klassische Journalisten tun sollten. Damit setzen wir diesen Tätern ein Denkmal und tragen zu ihrer Heroisierung bei."
Hurtz verweist auch auf
"Studien, die zeigen, dass der Werther-Effekt, also das ist wenn wir über Selbstmorde berichten auf eine bestimmte Art und Weise, wenn wir zum Beispiel Wörter wie 'Freitod' benutzen oder die Taten, Selbstmorde, so erklären, dass Leserinnen und Leser daraus ableiten könnten, man kann damit Probleme lösen - Diesen Effekt gibt es auch bei Terrorismus."
Warum läuft im Radio von Madness immer nur "Our House", "Our House", "Our House" und "Our House"?
Die tendenziell auf die eigene Selbstabschaffung hinauslaufenden "Reformen" des öffentlich-rechtlichen Hörfunks - siehe etwa die Jazz-Verwässerung beim WDR (hier und hier), die Planungen bei hr2 (u.v.a. hier) und die zu befürchtenden Entwicklungen beim RBB (hier) - sind immer mal wieder Thema im Altpapier. Am kommenden Montag wird nun eine "Reform" wirksam, die bisher zumindest unter meinem Radar lief. Es geht um die Radio-Bremen-Welle Bremen Vier.
Diese sog. Programmreform ist auch Gegenstand einer Petition - unter anderem, weil von den Veränderungen die Sendung "Zeiglers wunderbare Welt des Pop" betroffen ist, die der Namensgeber Arnd Zeigler elf Jahre lang für Bremen Vier moderiert hat. Zeigler ist in Bremen nicht gerade unprominent - er ist Stadionsprecher beim SV Werder -, und dem Fußball zugeneigte Leserinnen und Leser des Altpapiers kennen möglicherweise diese Zeigler-Sendung aus dem WDR-Fernsehen.
Wie beschreiben die Programmverantwortlichen die Veränderungen?
"Wir haben uns vom Konzept der Spezialsendungen verabschiedet, weil wir dadurch jeden Abend ein völlig anderes Musikprogramm hatten, das nur noch wenig mit dem zu tun hatte, was wir tagsüber bei Bremen Vier machen",
sagte neulich der "Musikchef" Kai Tölke gegenüber dem Weser-Kurier. Spezialsendungen mit musikjournalistischem Ansatz - für Manager des öffentlich-rechtlichen Radios ein so dunkelrotes Tuch wie Saskia Essen für den deutschen Michel bzw. Hauptstadtjournalisten (um das Ganze kurz ins leicht Launige zu wenden). Zwecks historischer Einordnung greifen wir mal auf ein bereits vier Jahre altes Altpapier zurück:
"Seit gut zwei Jahrzehnten säubern die öffentlich-rechtlichen Sender mit stumpfer Systematik alles aus ihren Programm, was musikalisch außerhalb des Oldie-Hits-und-das-Beste-von-heute-Schemas liegt (…). Die Senderchefs und Intendanten kämpfen (einen 'Kampf der Kulturen'). Weg mit den Nischen, weg mit allem, was anders klingt, noch unbekannt ist, aufregend sein könnte."
Geschrieben hat das seinerzeit aus einem anderen Anlass Christoph Twickel für Spiegel Online. Von "normativer Obdachlosigkeit" war in unserer damaligen Kolumne ebenfalls die Rede; diese Formulierung stammt aus einem völlig anderen Kontext, aber sie beschreibt den Zustand vieler öffentlich-rechtlicher Radiomanager besser denn je.
In der Facebook-Gruppe zu "Zeiglers wunderbare Welt der Pop" schreibt Moderator Zeigler angesichts der eigenen Betroffenheit über den Zustand des "Radios von heute".
"(Es) hat in meinen Augen ein Kernproblem: Es unterfordert seine HörerInnen chronisch. Am deutlichsten merkt man das bei der Musik (…). Ich liebe Popmusik aus allen Jahrzehnten! Nehmen wir mal eine richtig gute Popband wie Madness. Was hört man von denen in deutschen Radioprogrammen? "Our House". "Our House", "Our House", "Our House" und "Our House". Die hatten 20 Single-Hits, fantastische Songs dabei. Aber man hört immer nur EINEN. Und so geht mir das mit allen älteren Songs im Radio. Alles, was früher mal gut, erfolgreich und radiotauglich war, ist längst kaputtgespielt. "Our House" ist ein fantastischer Popsong, aber er ist mausetot. Und die aktuellen Radioformate haben somit eine ganze Menge auf dem Gewissen: Die Musik, die Wortbeiträge, die Seele und den Geist."
Immerhin: Ab 5. dem März läuft seine Sendung nun jeden Donnerstag zwei Stunden lang (ab 22 Uhr) bei Bremen Zwei.
Türkische Rockmusik live in der ARD-Prime-Time? 1982 war’s möglich
Um beim Thema Musik zu bleiben, aber gleichzeitig einen TV-historischen Schlenker zu machen: Sebastian Reier hat für die neue Ausgabe der Zeit einen Artikel geschrieben, der - auch - an "ein Stück türkisch-deutscher Fernsehgeschichte" erinnert:
"'Er ist drüben wirklich der Größte – hier kennt ihn niemand', sagt der Showmaster Alfred Biolek am 28. Oktober 1982 in seiner Sendung 'Bios Bahnhof'. Es ist Donnerstagabend, Primetime in der ARD, das Privatfernsehen gibt es noch nicht. Biolek meint den türkischen Sänger Barış Manço. Für die 1,5 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln, die damals in der Bundesrepublik leben, ist es ein großer Augenblick. Fast jeder hat ihn auf VHS-Kassette aufgezeichnet. Was bedeutet es also, dass niemand 'hier' Barış Manço kennt? 'Hier im deutschen Fernsehen' oder 'hier innerhalb unserer Leitkultur'?"
Es geht um diese Sendung, in der Manço mit seiner Band eine Live-Version seines Songs "Hal Hal" präsentiert. Reier weist darauf hin, dass Manço damals der "mit Abstand größte Star der Türkei" war, "ein Pionier der anatolischen Rockmusik, eine rare integrative Figur in einem Land, das über alles zerstritten scheint".
Man könnte jetzt die Frage stellen, ob es auch heute noch möglich wäre, dass ein derart großer Teil der nicht-kartoffeligen Bevölkerung unter dem Begriff "niemand" subsumiert wird. Eine andere: Wäre heute im linearen Programm des Ersten - wohlgemerkt zwischen 21.00 und 22.30 Uhr; zu der Zeit lief "Bios Bahnhof" - eine Sendung vorstellbar, in der die Nachfolgerinnen und Nachfolger des 1999 verstorbenen Barış Manço auftreten, also Gaye Su Akyol zum Beispiel, die auf ihrem zuletzt erschienenen Album einen Song Manços covert?
Keine Chance. Live-Auftritte von Bands im öffentlich-rechtlichen Fernsehen - das ist aus teilweise anderen, aber größtenteils ähnlichen Gründen ein vergleichbar trauriges Thema wie das Musikprogramm im öffentlich-rechtlichen Radio.
Altpapierkorb (Georg Löwisch und sein #Gexit Richtung Christ und Welt; die Verweigerungshaltung des Bundesverwaltungsgerichts in Sachen linksunten.indymedia; Heinrich Manns "Der Untertan" ist immer noch aktuell; RBB Retro und andere Beispiele für die Abkehr des RBB von der Verwechselbarkeit; zum Tode des Privatfernsehsport-Pioniers Burkhard Weber)
+++ taz-Chefredakteur Georg Löwisch hat bei Twitter eine Mail veröffentlicht, die er an seine Redaktion geschickt hat. Er begründet darin, warum er demnächst bei der taz aufhören und bei der Zeit die Beilage Christ und Welt verantworten wird. Angesichts dessen, dass hier jemand einen Chefredakteurposten aufgibt, um anderswo eine unauffällige Beilage zu betreuen, die nicht am Kiosk erhältlich ist (sondern nur für Abonnenten), ätzt Perlen-Cheftaucher Thierry Chervel, ebenfalls bei Twitter, er würde diesen Karriere-Move "nicht als einen Schritt nach oben betrachten". In der taz selbst ist Georg Löwischs bevorstehender Abgang, also der "Gexit", ebenfalls ein Thema (hier und hier).
+++ "Nein, das Bundesverwaltungsgericht hat das Verbot der Webseite linksunten.indymedia nicht 'bestätigt', auch wenn manche Medien das nun so formulieren. Denn das Gericht hat die Gründe des Verbots aus formalen Gründen erst gar nicht geprüft. Damit ist auch der Vorwurf an den damaligen Innenminister Thomas de Maizière nicht ausgeräumt, er habe die linksradikale Webseite nach den G20-Krawallen von Hamburg vor allem aus symbolischen Gründen verboten" - so kommentiert Christian Rath für die Zeitung, deren Chefredakteur Löwisch noch ist, die Verweigerungshaltung des Bundesverwaltungsgerichts in Sachen linksunten.indymedia (siehe auch Altpapier von Donnerstag).
+++ Auf erfundene Berichte über das Coronavirus bzw. "die fünfeinhalb wildesten Verschwörungstheorien zum Coronavirus" gehen der Tagesspiegel und Vice ein (siehe ebenfalls Altpapier von Donnerstag).
+++ "'Der Untertan' erschien 1918. Das ist jetzt mehr als 100 Jahre her. Doch der Typus des teutonischen Herrenmenschen, der sich kraft seines Deutschtums für besser als die Angehörigen aller anderen Völker hält, hat die Zeiten unbeschadet überstanden." Als eine Art Nachfolgerin von Heinrich Manns Protagonisten Diederich Heßling sieht Michael Wuliger (Jüdische Allgemeine) die HR-Journalistin Sabine Müller, die kürzlich einen, gelinde gesagt: umstrittenen Kommentar bei tagesschau.de ablieferte (siehe dazu unter anderem eine "Stellungnahme" ihres Haussenders).
+++ Ein aktuelles Beispiel dafür, "warum es hochproblematisch ist, dass Bild und Bild.de regelmäßig unverpixelte Fotos von Tatverdächtigen veröffentlichen", rekapituliert Johann Aschenbrenner im Bildblog. Der in dem Text beschriebene Fall zeigt, dass "bei einem Tatverdacht mit scheinbar klaren Indizien sich der Tatverdächtige als unschuldig erweisen (kann)".
+++ Dass der "Fortbestand des Instituts für Rundfunktechnik (IRT), der Forschungsanstalt der öffentlich-rechtlichen Sender Deutschlands, der Schweiz und Österreichs", ungewiss ist, berichtet die FAZ (€) unter Berufung auf einen Bericht von "Zapp". ARD, ORF und SRG hätten "ihre Gesellschafterverträge zum 31. Dezember 2020 gekündigt". Das ist natürlich vor allem deshalb eine Meldung wert, weil das IRT in der jüngeren Vergangenheit aufgrund seiner Rolle in einem verwickelten Finanz-Thriller bzw. einem "TV-reifen Stoff" (Altpapier) auffällig geworden ist.
+++ Dass "der RBB bei der Abkehr von der Verwechselbarkeit gerade mehrere Schritte in richtige Richtungen unternimmt", beschreibt Altpapier-Autor Christian Bartels in seiner Kolumne für die Medienkorrespondenz. Ein Beispiel: die Reihe "RBB Retro", in der das RBB Fernsehen seit dem 10. Januar freitags eine eigene Reihe mit Filmen des DDR Fernsehens präsentiert. Heute zu sehen: "Hostess" von 1976.
+++ In einem weiteren Medienkorrespondenz-Beitrag erinnert Dietrich Leder an den im Alter von 64 Jahren verstorbenen früheren RTL-Sportchef Burkhard Weber. Dieser moderierte "abwechselnd mit Ulrich Potofski die Fußballsendung 'Anpfiff', die sich von 1988 bis 1991 die Rechte der zusammenfassenden Berichterstattung aus der Fußball-Bundesliga mit der ARD-'Sportschau' teilte. War das noch ein schwieriges Geschäft, wurde ein anderes zum großen Gewinn für den Kölner Privatsender: Die Berichterstattung von der Formel 1 wurde mit und unter Burkhard Weber zu einem Garanten für hohe Einschaltquoten und große Einnahmen."
Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.
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