1945–1958: Neuanfang und Wiederaufbau in der DDR Wiederaufnahme der Rundfunkchor-Arbeit
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Über ein Dutzend Sängerinnen und Sänger der 1924 gegründeten Leipziger Oratorienvereinigung fanden sich nach dem Krieg wieder zusammen. Unter dem neuen Namen "Solistenvereinigung" nahmen sie 1946 ihre künstlerische Tätigkeit mit einem Doppelauftritt bei Feierlichkeiten zum 1. Mai wieder auf. Nach Übernahme durch den Mitteldeutschen Rundfunk am 1. August 1946 wurde die Zahl ihrer Mitglieder bis Ende der 1940er-Jahre auf 27 aufgestockt. Die Anerkennung als Berufschor war geschafft.
Das Ensemble arbeitete zunächst freiberuflich. Die Mitglieder wurden aber mit der Übernahme durch den Mitteldeutschen Rundfunk fest angestellt. Der Name änderte sich offiziell von "Solistenvereinigung" in "Kammerchor des Senders Leipzig", wobei aber beide Bezeichnungen in den Folgejahren dokumentiert sind.
Etwa ein gutes Dutzend Sängerinnen und Sänger kamen aus dem Vorkriegsensemble zur "Solistenvereinigung", wie Horst Karl Hessel berichtete. Dieser Grundstock wuchs bis 1949 auf 27 Mitglieder, Anfang der 1950er-Jahre auf ca. 50 Mitglieder und Mitte der 1960er-Jahre auf 60 Mitglieder in Festanstellung an.
Viele Namen, ein Ensemble
Der "Mitteldeutsche Rundfunk, Sender Leipzig" nahm am 3. Juni 1946 als Nachfolger der MIRAG seinen Betrieb auf. Kurz zuvor nannte er sich noch "Radio Leipzig". Dieses Namenswirrwar war typisch in der Wiederaufbau-Zeit und zeigte sich nicht nur in den ständig wechselnden Bezeichnungen des Senders, sondern auch bei denen seiner Klangkörper.
So wurde der Chor bei einem Großkonzert am 24. Oktober 1946 noch unter dem Namen "Solistenvereinigung des Senders Leipzig" auf den Plakaten geführt. Während er 1948 häufiger als "Rundfunkchor des Senders Leipzig" in Erscheinung trat, wurde er danach als "Chor des Mitteldeutschen Rundfunks" bezeichnet. Nach der Neuorganisation des Rundfunks 1952 fand man ihn als "Chor Leipzig des Staatlichen Rundfunkkomitees" auf den Programmen und Plakaten. Im Osten Deutschlands wurde in Berlin das "Staatlichen Rundfunkkomitee" gegründet, um die Rundfunkarbeit zu zentralisieren. Damit verlor der Leipziger Sender seine Eigenständigkeit, behielt aber weiterhin das Rundfunk-Sinfonieorchester und den Rundfunkchor.
Erst ab etwa 1955 setzt sich der Name "Rundfunkchor Leipzig" durch und begleitete das Ensemble bis zur Neugründung des MDR am 1. Januar 1992. Ein eigenes Profil hatte sich der Chor in seinen Anfangsjahren bis etwa 1954 noch nicht erarbeitet. Das Repertoire reichte von A-cappella-Literatur bis zur Chorsinfonik. Vor allem Letzteres sollte ausgebaut werden. Folglich musste die Stimmenzahl erhöht werden und der Chor wuchs weiter.