Schwarz-Weiß-Foto des Großen Rundfunkorchesters mit seinem Dirgenten Adolf Fritz Guhl.
Das Große Rundfunkorchester (GO) mit seinem Dirgenten Adolf Fritz Guhl im Jahre 1966 zu seinem 20-jährigen Bestehen. Bildrechte: Archiv MDR-Sinfonieorchester

1945–1958: Neuanfang und Wiederaufbau in der DDR Neue Ensembles, neues Profil

In der Zeit nach dem Krieg wurde Unterhaltung großgeschrieben. Der Bedarf an eingängiger Musik war enorm. Man trennte Ernste Musik bewusst von Unterhaltungsmusik. Nach der Fusion der MIRAG-Hauskapelle mit dem Leipziger Sinfonieorchester 1932 gab es nur einen Klangkörper für beide Genres im Sender. Mit der Übernahme des Leipziger Sinfonieorchesters durch den Mitteldeutschen Rundfunk am 1. August 1946 wurden nun wieder beide Genres voneinander getrennt.

Der Status eines Genossenschaftsorchesters wurde für das Leipziger Sinfonieorchester nun ein für alle Mal beendet. Schon bald wurde es auf 90 Musiker aufgestockt, die ausschließlich für die Ernste Musik verpflichtet wurden. Zu ihm gesellten sich Ende der 1940er- und Anfang der 1950er-Jahre einige kleinere, spezialisierte Instrumentalensembles hinzu, die das heitere und unterhaltsame Genre pflegten und hohe Popularität erlangten.

Das "Große Rundfunkorchester"

Dem Rundfunk-Sinfonieorchester wurde nach dem Krieg zunächst ein zweites Orchester an die Seite gestellt, das den gesamten Bereich der sinfonischen Unterhaltung übernahm.

Es nannte sich anfänglich "Rundfunkorchester Leipzig", wurde aber später in "Großes Rundfunkorchester Leipzig" umbenannt und im Volksmund kurz GO genannt; das Rundfunk-Sinfonieorchester blieb von beiden immer das größere.

Schwarz-Weiß-Foto des Großen Rundfunkorchesters mit seinem Dirgenten Adolf Fritz Guhl
Das Große Rundfunkorchester mit seinem Dirgenten Adolf Fritz Guhl im Jahre 1966 zu seinem 20-jährigen Bestehen Bildrechte: Archiv MDR-Sinfonieorchester

Gerhart Wiesenhütter war musikalischer Oberleiter beider Ensembles. Er fing 1946 mit 33 Musiker an, 1950 waren es bereits 40 Mitglieder, deren Zahl nach der Orchesterumbenennung 1991 in "Radio Philharmonie Leipzig" auf 96 Musikerinnen und Musiker anstieg.

Das Große Rundfunkorchester wurde 1992 vom neukonstituierten MDR unter dem Namen "Radio Philharmonie Leipzig" übernommen. Fritz Schröder war, wenn auch nur kurzzeitig, ihr erster Chefdirigent. Er hatte sich nach dem Krieg bereits um den Aufbau des Rundfunk-Sinfonieorchesters sehr verdient gemacht und leistete nun auch beim quasi "kleineren Bruder" des Rundfunk-Sinfonieorchesters hoch engagierte Pionierarbeit.

Unterhaltungsensembles

Zudem bildeten sich Ende der 1940er- und Anfang der 1950er-Jahre weitere kleinere Ensembles, die hauptsächlich in der Unterhaltungsmusik aktiv waren. Darunter das mit 30 Planstellen am 1. Dezember 1950 ins Leben gerufene Rundfunk-Blasorchester unter der Leitung von Werner Krumbein und das Rundfunk-Unterhaltungsorchester mit zunächst 18 Planstellen unter Leitung von Klaus Wiese. Der hohe Bedarf an Unterhaltungsmusik ließ auch die Mitgliederzahlen ständig steigen. Das bereits 1948 gegründet Tanzorchester unter Leitung von Walter Eichenberg blieb mit 17 Planstellen jedoch immer konstant, was in seiner Big-Band-Standard-Besetzung begründet ist, die ganz klassisch vier Trompeten, vier Posaunen, fünf Saxophone, Bassgitarre, Gitarre, Klavier und Schlagzeug umfasst.

Collegium Musicum

Ein weiteres Ensemble ist erwähnenswert auch wenn es in den Bereich der Ernsten Musik gehört: Das Collegium Musicum. Seine Namensgebung ist angelehnt an die Leipziger akademischen Musiziergemeinschaften im 17. Jahrhundert und ist nicht zu verwechseln mit dem Neuen Bachischen Collegium Musicum, das Max Pommer 1979 gründete.

Heinz Rögner war ab 1958 ständiger Dirigent des knapp 20-köpfigen Instrumentalensembles, das sich überwiegend aus Musikern des Großen Rundfunkorchesters und einigen Instrumentalisten des Rundfunk-Sinfonieorchesters zusammensetzte. Heinz Rögner übergab die Leitung 1962 an Adolf Fritz Guhl.

Es trat regelmäßig mit eigenen Konzerten im Festsaal des Alten Rathauses Leipzig auf. Seine Repertoireliste umfasste Ende der 1950er-Jahre bereits 80 Werke, die vom Barock bis hin zur Moderne reichten, darunter auch einige Uraufführungen. Zahlreiche Aufnahmen haben sich mit ihm und Adolf Fritz Guhl als Dirigenten erhalten.

Schwarz-Weiß-Foto von Fritz Adolf Guhl mit dem Collegium Musicum.
Collegium Musicum mit Fritz Adolf Guhl im Alten Rathaus Leipzig. Bildrechte: Evelyn Richter