Schwarz-Weiß-Foto des Konzertes von RSO und RFC unter der Leitung von Wolf-Dieter Hauschild.
Konzert von RSO und RFC unter der Leitung von Wolf-Dieter Hauschild. Bildrechte: MDR KLASSIK

1945–1958: Neuanfang und Wiederaufbau in der DDR Konzertreihe "Zauber der Musik"

Die Konzertreihe "Zauber der Musik" war über 60 Jahren ein erfolgreicher Dauerbrenner. Sie war sehr eng mit dem Großen Rundfunkorchester verbunden, das 1946 mit Gerhart Wiesenhütters Amtsantritt neu für den Unterhaltungsbereich installiert wurde. Heinz Rögner entwickelte die Reihe im Herbst 1958 zusammen mit Rundfunkredakteur Manfred Nitschke. Beide Musikexperten setzten vor allem auf sehr populäre Werke aus einer Vielzahl an Gattungen, die zeitlich in etwa zwischen Mozart und Britten angesiedelt waren. Natürlich wurden in die Reihe auch immer wieder das Rundfunk-Sinfonieorchester und der Rundfunkchor eingebunden. Neben Heinz Rögner wurde die Reihe vor allem von Adolf Fritz Guhl weiter ausgebaut.

Zunehmend international

Anfänglich stammten die Gastkünstler überwiegend aus Leipzig, Dresden oder Berlin. Durch Gäste aus den "sozialistischen Bruderländern" und später auch aus Westeuropa und den USA gewannen die Konzerte an Internationalität und durch die Strahlkraft prominenter Künstler auch an Popularität.

Nachwuchsförderung

Aus der anfänglich bunten Zusammenstellung an mehr oder weniger bekannten Werken entwickelte sich immer mehr eine Programmkonzeption mit Themen-Schwerpunkten, etwa zu Geburts-oder Sterbejahren von Komponisten, Epochen der Musikgeschichte, musikalischen Gattungen, zu literarischen, länderspezifischen Themen oder auch ideologischen Anlässen des SED-Regimes. Besonders beliebt waren Konzerte mit Studierenden der DDR-Musikhochschulen, darunter viele spätere prominente Künstlerinnen und Künstler. Adolf Guhl setzte sich besonders für sie ein. Der "Zauber der Musik" war also gewissermaßen auch ein Karrieresprungbrett für junge Talente.

Orchester und Konzertreihe als Einheit

An kaum einer anderen Reihe wird die enge Verbindung von Programmentwicklung mit dem umsetzenden Klangkörper so greifbar wie an der Reihe "Zauber der Musik" und dem GO, wie das Große Rundfunkorchester auch im Volksmund genannt wurde. Beide waren eine Einheit und untrennbar miteinander verbunden.

Die hohe künstlerische Qualität des Orchesters entwickelte sich durch die fruchtbare Zusammenarbeit mit seinen Chefdirigenten, etwa Gerhard Wiesenhütter, Fritz Schröder, Rolf Kleinert und Gerhard Pflüger oder durch Gastdirigenten wie Hermann Abendroth, Hermann Scherchen, Helmut Seidelmann, Heinz Fricke, Otto Dobrinth, Robert Hanell und vielen anderen, sodass etwa 10 Jahre nach Gründung des GO Heinz Rögner und Adolf Fritz Guhl, als die ersten prägenden Dirigenten der Reihe, mit einem stilistisch extrem variablen Orchester umgehen konnten, das eine enorme Vielfalt an unterschiedlichen Programmen ermöglichte.

Die Reihe zum Netzwerken

In die Reihe eingebunden waren verschiedenste Formate, auch Schüler- und Jugendkonzerte, die Adolf Fritz Guhl in Zusammenarbeit mit dem damaligen Pädagogischen Kreiskabinett Leipzig entwickelte, ebenso Produktionen von zeitgenössischer Musik und ihre Vermittlung oder Konzerte mit Werken sorbischer Komponisten, die vor allem in Bautzen aufgeführt und vom Sender Cottbus, moderiert in sorbischer Sprache, gesendet wurden.

Für die Förderung von Kompositionen von Orchesterkollegen bildete Adolf Fritz Guhl extra ein Kammerorchester, das eng mit dem Clara-Zetkin-Ensemble des Pädagogischen Instituts Leipzig zusammenarbeitete und so im Rahmen der Reihe einige Uraufführungen ermöglichte.

Aushängeschild

Bei der enormen Vielfältigkeit der Reihe blieb es nicht aus, dass sie auch als Aushängeschild für größere Veranstaltungen diente. So eröffnete sie z. B. in Leipzig mit einem Operetten-Gala-Abend das "Festival der Unterhaltungsmusik", das der Rundfunk der DDR vom 9. bis zum 17. Mai 1976 veranstaltete.

Unter dem Dach des Festivals wurden mehrere Veranstaltungen mit unterschiedlichen Ensembles, etwa im Dresdner Kulturpalast, im Chemnitzer Kulturpalast oder in der Leipziger Kongresshalle zusammengeführt. Im Rahmen von "Zauber der Musik" präsentierte das GO in der Kongresshalle Kompositionen von Gershwin und Ausschnitte aus Musicals und stellte im Rahmen des Festivals gastweise bei den "Vogtländischen Musiktagen" in Plauen junge Talente aus Wettbewerben in Klingenthal und Marktneukirchen vor.