Schwarz-Weiß-Foto des Sendestarts im Gewandhaus, 1992
Sendestart im Gewandhaus, 1992 Bildrechte: MDR / Gerhard Hopf

Ab 1992: Die Neugründung des MDR und Fortgang der Geschichte Eine neue Zeit – Die Klangkörper des MDR

Der Sendestart des neugegründeten Mitteldeutschen Rundfunks am 1. Januar 1992 bedeutete einen Neuanfang für den demokratischen Rundfunk in der Region Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Innerhalb des halben Jahres zwischen Unterzeichnung des Rundfunkstaatsvertrages und der ersten Sendung zu Neujahr nachts 0.00 Uhr wurde mit Hochdruck an der inhaltlichen Konzeption und technischen Durchführbarkeit eines Vollprogrammes in Hörfunk und Fernsehen gearbeitet. Der erste Sendetag wurde durch ein feierliches Festkonzert aus dem Gewandhaus zu Leipzig gekrönt, das verschiedene Orchester und Chöre aus den drei Ländern mit musikalischem Leben erfüllten, darunter das Gewandhausorchester Leipzig mit Gewandhauskapellmeister Kurt Masur, die Hallenser Madrigalisten mit Andreas Göpfert und das Thüringische Kammerorchester mit seinem Dirigenten Max Pommer, dem vormaligen Chefdirigenten des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig. Letzteres bildet den "Stamm" des neuen MDR-Sinfonieorchesters, zu dem mit Beginn der Saison 1992/93 auch die Mitglieder der Radiophilharmonie Leipzig (vormals Großes Rundfunkorchester Leipzig) gehörten. Vom Sendestart resp. Festkonzert an dabei waren auch der MDR-Rundfunkchor und der MDR-Kinderchor.

Dem vorausgegangen war ein monatelanges Tauziehen um die Struktur und die Größe der neuen MDR-Klangkörper. Den nötigen Reformen zum Opfer fielen beispielsweise das Rundfunkblasorchester und das Rundfunktanzorchester Leipzig. Die Radiophilharmonie (vormals Großes Rundfunkorchester Leipzig) fusionierte mit dem Rundfunksinfonieorchester, wodurch ein "Riese" mit 174 Musikern entstand. Beim Aufbruch in die neue Zeit bewies dieser Riese eine verblüffende Wendigkeit. Im Juli 1992, also in der traditionellen Spielpause aller heimischen Orchester, gingen die MDR-Musiker auf "Landpartie" und verwandelten Parks, Gärten, Schlösser und Kirchen im Sendegebiet des neuen Mitteldeutschen Rundfunks in Konzertplätze. Der MDR-Musiksommer war geboren und entwickelte sich in den folgenden Jahren zum größten Klassik-Sommer-Festival Deutschlands. Die Beweglichkeit und Vielfalt, die die Rundfunkmusiker seit jeher auszeichnete, ließ sie mit der neuen Zeit Schritt halten. Ein Übriges taten die in den folgenden Jahrzehnten Chefdirigenten.