Eine Menschengruppe steht vor einer Wand mit riesigen Scheinwerfern, die das Wort "Geld" bilden.
Die Oper Chemnitz gewährt einen nicht ganz realistischen Blick hinter die Kulissen. Bildrechte: Nasser Hashemi

Magische Reisen Theater in Plauen und Chemnitz: Die fünf besten Stücke im Oktober

24. September 2024, 16:53 Uhr

Rund um Chemnitz gibt es im Oktober 2024 wieder viel Theater zu erleben: In Freiberg und Döbeln ist ein Tanzstück über Leistungsdruck zu Gast. In Plauen kommt ein fast vergessenes Stück über Macht voll von absurdem Humor auf die Bühne. In Chemnitz gibt es eine filmreife Oper, eine Roman-Adaption mit Figuren und eine Komödie über teure Einkäufe. Das sind unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Sie kein Highlight verpassen:

Schauspiel in Chemnitz: "Bezahlt wird nicht" am Fritz Theater

Diesen Mut hätten sich in den vergangenen Monaten sicher viele Menschen in Deutschland gewünscht: Antonia und andere Menschen sind von den gestiegenen Preisen im Supermarkt so genervt, dass sie die Einkäufe einfach mitnehmen, ohne zu zahlen. Zu Hause muss Antonia das nun ihrer Freundin Margharita erklären, die um die knappe Haushaltskasse weiß und nun helfen soll, das Verbrechen vor der Polizei und auch Antonias Mann zu verbergen. Dario Fo hat diese Komödie bereits 1974 uraufgeführt und einmal mehr unter Beweis gestellt, wie meisterhaft er Charaktere und Beziehungen schreiben kann. Das wird am Chemnitzer Fritz Theater wunderbar umgesetzt, wo die Schauspielerinnen und Schauspieler die Rollen wunderbar ausfüllen. Sie spielen mit übertriebener Mimik, setzen sich auf die Pointen, lassen aber auch Raum für aktuelle Anspielungen und nachdenkliche Momente über Arbeit im ungezügelten Kapitalismus. "Das muss man gesehen haben", meint der Kritiker Matthias Zwarg in der "Freien Presse".

Weitere Informationen "Bezahlt wird nicht" von Dario Fo

Adresse:
Fritz Theater
Kirchhoffstraße 34-36
09117 Chemnitz

Dauer: 165 Minuten, eine Pause

Termine:
4. Oktober, 20 Uhr
5. Oktober, 20 Uhr

Schauspiel in Plauen: "Jelisaweta Bam" auf der kleinen Bühne

Es klopft an der Tür von Jelisaweta Bam. Zwei Männer sind gekommen, um sie abzuholen … sie müsse sich für einen Mord verantworten. So beginnt und endet das Stück "Jelisaweta Bam" von Daniil Charms, der sowohl im zaristischen als auch im stalinistischen Russland immer wieder selbst inhaftiert wurden. Doch er schreibt kein Melodrama, keine Tragödie, sondern eine absurde Farce. Die beiden Häscher vergessen ihren Auftrag, verlieren sich in Zauberkunststücken oder geraten mit Jelisawetas Mutter aneinander. Die Inszenierung auf der kleinen Bühne Plauen lebt von Tempo, von schnellen Wechseln und vor allem von viel Humor, wie der Kritiker Michael Bartsch auf "nachtkritik" schreibt. Die Inszenierung zeige, dass das Theater immer auch von Einfallsreichtum lebt und wieviel Schmerz unter gutem Witz liegen kann.

Weitere Informationen "Jelisaweta Bam" von Daniil Charms

Adresse:
Kleine Bühne im Vogtlandtheater Plauen
Theaterplatz
08523 Plauen

Dauer: 75 Minuten, keine Pause

Termine:
4. Oktober, 19:30 Uhr
13. Oktober, 18 Uhr
26. Oktober, 19:30 Uhr

Figurentheater in Chemnitz: "Bilder deiner großen Liebe"

Isa bricht aus der Psychiatrie aus und sucht sich mit ihrem Tagebuch in der Hand einen Weg durch die Welt. Sie lässt sich treiben, schlägt sich durch, erlebt die Welt. Während der unvollendete Roman von Wolfgang Herrndorf unklar lässt, was wirklich real ist, spielt die Inszenierung von Katharina Kummer in Chemnitz geradezu mit dem Abstrakten und Eingebildeten. Alles ist in Schwarz, Weiß und Rot getaucht. Claudia Acker und Charlie Casanova spielen beide Isa, die so ständig mit sich selbst ins Gespräch kommt. Die beiden Spielerinnen nutzen alle Mittel, die das Theater zu bieten hat, neben Schauspiel auch Pantomime und Puppenspiel. Die Kritikerin der "Freien Presse", Sarah Hofmann, warnt, dass hier nicht der Roman von Herrndorf in Reinform auf die Bühne kommt, ist aber überzeugt von der sehr konsequenten Lesart, die uns in den wilden Gedankenstrom von Isa einlädt.

Eine Person in einem schwarz-weiß gemusterten Kanzkörperanzug und roter Perücke steht in Kraftpose auf einem Tisch.
Mit allen möglichen Theatermitteln lädt die Chemnitzer Inszenierung das Publikum in den Kopf von Isa. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Bilder deiner großen Liebe"
nach Wolfgang Herrndorf

Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
5. Oktober, 20 Uhr
11. Oktober, 20 Uhr
25. Oktober, 18 Uhr

Tanztheater in Freiberg und Döbeln: das Gastspiel "Glück Wunsch"

Der Weg aus dem Hamsterrad ist nicht leicht, das wissen sicherlich auch die Ensemble-Mitglieder des Tanztheaters an den Sächsischen Landesbühnen Radebeul. Denn wer es in eine Compagnie schafft, der hat meist alles gegeben und gibt an jedem Proben- und Auftrittstag weiterhin alles. Umso wichtiger scheint die Arbeit "Glück Wunsch", die Tanz-Chefin Natalie Wagner gemeinsam mit ihrem Ensemble entwickelt hat. Es geht um Konformität, die Arbeitswelt und ständige Selbstoptimierung. Am Anfang tanzen sie in Trainingsshorts und weißen Hemden – schon diese Mischung in den Kostümen ist vielsagend. Sie springen ins Hamsterrad, um einen aussichtslosen Wettlauf zu verlieren. Im zweiten Teil bleiben ihnen nur die Krawatten, die sie wie Stricke an ein altes Leben binden, dass sie durch mehr Gemeinschaftssinn überwinden wollen – so die Botschaft des Stücks, in dem sich starke Gruppenchoreografien mit gekonnten Soli und Duos abwechseln. Davon ist unter anderem Rico Stehfest in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" überzeugt: "Im Zusammenwirken der geschmeidigen Dramaturgie mit der punktuell variierten Musik von Sascha Mock hat die Leiterin des Ensembles Natalie Wagner hier gemeinsam mit ihren Tänzerinnen und Tänzern eine sensible Arbeit geschaffen, die nicht den breiten Markt der 'Ratgeberliteratur' bedient, sondern auf eigene Weise zeigt: Ein besseres Leben ist möglich. Das Glück, nach dem wir uns sehnen, liegt in uns selbst."

Mehrere Schauspieler auf einer Bühne halten glitzernde Gymnasitkbälle in verschiedenen Größen
Die Tanz Compagnie aus Radebeul überzeugt regelmäßig mit starken Gruppenszenen. Bildrechte: Julius Zimmermann

Weitere Informationen "Glück Wunsch"
Tanztheater von Natalie Wagner

Adresse:
Theater Freiberg
Borngasse 1
09599 Freiberg

Termine:
19. Oktober, 19:30 Uhr

Adresse:
Theater Döbeln
Theaterstraße 7
04720 Döbeln

Termine:
27. Oktober, 17 Uhr

Musiktheater in Chemnitz: "Die drei Wünsche" im Opernhaus

Gleichzeitig einen Blick auf und hinter die Bühne zu werfen, ist sonst nicht leicht. Doch es ist das Konzept der Inszenierung von "Die drei Wünsche" von Bohuslav Martinů. Eigentlich spielt die Geschichte dieser Oper von 1971 an einem Filmset. Am Theater Chemnitz hat Regisseurin Rahel Thiel die Geschichte ins Theater verlegt, wo das Team gerade an einem Märchenstück probt. Dabei geraten Rollen und Realität mächtig durcheinander, spätestens als sich das Schauspieler-Paar streitet und sie eine Fee findet. Musikalisch reißt das mit, denn Martinů stand ganz in der Tradition des Jahrhundertwechsels und seine Komposition ist geprägt von Spätromantik und Ausdrucksstärke, die Dirigent Jakob Brenner "emotional sehr mitreißend" zum Klingen bringt, wie Opernkritiker Michael Ernst bei MDR KLASSIK schreibt. Auch von der Leistung auf der Bühne ist er überzeugt: "Sie alle agierten mitsamt des agil geführten Chores mit vokaler Brillanz und enormer Spielfreude inmitten der von Bühnenbildner Fabian Wendling einfallsreich entworfenen Spielorte und hatten ganz offenbar große Freude in und an den von Rebekka Dornhege Reyes so fantastisch gestalteten Kostümen."

Weitere Informationen "Die drei Wünsche oder Die Launen des Lebens"
Filmoper von Bohuslav Martinů

Adresse:
Opernhaus
Theaterplatz 2
09111 Chemnitz

Dauer: 110 Minuten, keine Pause

Termine:
26. Oktober, 19:30 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE:

Musiktheater in Chemnitz: "Orpheus in der Unterwelt" im Opernhaus

Diese Geschichte begleitet die Oper und das Musiktheater in Europa schon von Anfang an: Kaum verheiratet, stirbt Eurydike. Ihr Mann ist glücklicherweise ein begnadeter Sänger und kann die Götter erweichen. Jacques Offenbach drehte diese Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts ordentlich auf links – mit vergnügungssüchtigen Göttern, die sich auch gerne mal als Fliege verkleiden.

Regisseur Johannes Pölzgutter hat die komische Oper mit der neuen Textfassung von Thomas Winter noch mehr auf das Heute zugeschnitten und hebt die freie Entfaltung des Individuums als einen Erfolg der Neuzeit hervor. Theaterkritiker Matthias Zwarg ist in der "Freien Presse" voll des Lobes: "Das ist intelligentes Unterhaltungstheater vom Feinsten, nicht überpolitisiert, aber mit Seitenhieben in alle Richtungen, vor allem in die der 'öffentlichen Meinung', die sich erpresserisch auch schnell mal ändert. Das Stück schwelgt in Farben und Kostümen in dem prächtigen Bühnenbild von Manuel Kolip, dessen vier rote Vorhänge schon darauf hindeuten: Das ist Theater, nicht das wirkliche Leben."  

Blick auf eine blau erleuchtete Bühne. Menschen sitzen unter zahlreichen bunten Planeten.
Offenbachs komische Oper erzählt von einer verrückten Reise. In Chemnitz wird sie am Theater neu interpretiert. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Orpheus in der Unterwelt"
Oper von Jacques Offenbach

Adresse:
Opernhaus
Theaterplatz 2
09111 Chemnitz

Dauer: 135 Minuten, eine Pause

Termine:
28. September, 19:30 Uhr

Game-Theater in Zwickau: "Zurück in die Zukunft" im August-Horch-Museum

Wie hätte die Wirtschafts- und Ingenieursgeschichte der DDR und Deutschlands verlaufen können, wenn der Trabant P 603 in Produktion gegangen wäre. 1966 erhielt der Zwickauer Ingenieur Werner Lang den Auftrag, ein neues Automobil zu entwerfen. Überraschend wurde sein Auftrag dann doch abgelehnt – der bisherige Trabant 601 würde für die DDR-Bevölkerung genügen. Wenig später stellte VW den Golf vor, der Langs Modell in vielen Aspekten glich.

Das Theaterstück "Zurück in die Zukunft – der Fall der vier Ringe" lädt das Publikum zu einer Zeitreise ein: Sie sollen versuchen, diese verpasste Chance eines leistungsstärkeren Trabis doch noch Realität werden zu lassen. Das Stück wird in den Räumen des August-Horch-Museums inszeniert. Das Publikum wandert also zwischen den ausgestellten Autos umher, besucht einzelne Räume, in denen verschiedene Szenen gespielt werden. Am Ende dieser Szenen müssen die Teilnehmenden aus verschiedenen Verhaltensmöglichkeiten wählen. Es geht auch darum, ob man das Problem besser lösen kann als die andere Gruppe – eine andere Form, Theater zu spielen …

Blick in einen Museumsraum mit einem alten, herrschaftlichen Wagen.
Das August-Horch-Museum wird in Zwickau zur Bühne für das Theaterstück "Zurück in die Zukunft". Bildrechte: August Horch Museum Zwickau | Annett Lang

Weitere Informationen "Zurück in die Zukunft – Der Fall der vier Ringe"

Adresse:
August-Horch-Museum
Audistraße 7
08058 Zwickau

Termine:
25. September, 19 Uhr und 19:15 Uhr
26. September, 19 Uhr und 19:15 Uhr
27. September, 19 Uhr und 19:15 Uhr
29. September, 18 Uhr und 18:15 Uhr

Musiktheater mit Puppen in Annaberg-Buchholz: "Der Vetter von Dingsda" im Winterstein-Theater

Sehnsüchtig wartet Julia auf die Rückkehr ihrer Jugendliebe: ihr Vetter Roderich, der auf Reisen in Asien ist. Ihre Tante und ihr Onkel haben allerdings andere Beziehungspläne für sie. Als dann zwei Männer auftauchen, beginnt ein Verwirrspiel und die Paare werden ordentlich durchgewürfelt. Das wirkt heute vielleicht ein bisschen absurd, aber "Der Vetter aus Dingsda" von Eduard Künneke erfreut sich seit Jahrzehnten großer Beliebtheit und steht immer wieder auf den Spielplänen. In Annaberg-Buchholz wird die bekannte Operette in einer neuen Variante gespielt: Der Sänger Richard Glöckner singt allein auf der kleinen Bühne, während die anderen Rollen von Klappmaulpuppen verkörpert werden. "Es funktioniert ganz fantastisch", urteilt der Kritiker Torsten Kohlschein in der "Freien Presse" über diese besondere Operetten-Produktion.

Weitere Informationen "Der Vetter aus Dingsda"
Operette von Eduard Künneke

Adresse:
Eduard-von-Winterstein-Theater
Buchholzer Straße 67
09456 Annaberg-Buchholz

Termine:
29. September, 19:30 Uhr

Tanztheater in Plauen und Zwickau: "Pinocchio"

So richtig will Gepetto niemanden finden, mit dem er sein Leben teilen kann. Also baut sich der geschickte Handwerker kurzerhand die Puppe eines kleinen Jungen, die von einer Fee zum Leben erweckt wird – mit dem der kleine Pinocchio nun klarkommen muss. Die Geschichte des italienischen Autors Carlo Collodi hat seit ihrem Erscheinen 1881 kaum an Reiz verloren und bietet immer wieder neue Anknüpfungspunkte.

Ballettchef Sergei Vanaev konzentriert sich in seiner Ballettfassung mit Sprechanteil am Theater Plauen-Zwickau auf das Zwischen-"Menschliche": Pinocchio bewegt sich puppenhaft über die Bühne und wird von einer vorwitzigen Kakerlake begleitet. Er muss seinen Vater aus dem Bauch eines Wals befreien und mit diebischen Katzen und Füchsen umgehen. "Die Inszenierung hat viel Witz, Spannung, aber auch sehr anrührende Momente", meint Kritiker Thomas Croy in der "Freien Presse". "Es ist ein Genuss für die Augen, Ohren und Herzen."

Eine Person mit wirren Haar führt mit einer Angel eine weitere Person in Puppenhafter Kleindung über eine Bühne.
Gepetto schafft sich als Gesellschaft eine Puppe: Die bekannte Geschichte von Pinocchio wird in Plauen und Zwickau als Tanztheater aufgeführt. Bildrechte: André Leischner

Weitere Informationen "Pinocchio"
Märchenballett von Sergei Vanaev
nach Carlo Collodi

Adresse:
Vogtlandtheater Plauen
Theaterplatz
08523 Plauen

Termine:
28. September, 15 Uhr

Adresse:
Gewandhaus Zwickau
Hauptmarkt
08056 Zwickau

Termine:
29. September, 16 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 19. September 2024 | 22:10 Uhr

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