Foto des Bruckner-Chors Leipzig
Der Reichs-Bruckner-Chor singt am 9. März 1944 unter der Leitung von Günter Ramin das Verdi-Requiem in der Leipziger Thomaskirche. Bildrechte: Steffen Lieberwirth

1942–1944 Der Reichs-Bruckner-Chor

Im September 1942 wurden alle deutschen Rundfunkchöre aufgelöst. Der Reichsrundfunk-Intendant Glasmeier verkündete sein Ziel, bis 1943 in Linz den Reichs-Bruckner-Chor mit 200 Sängerinnen und Sängern aus den Besten der Rundfunkchöre zu bilden. Dieses Ziel konnte nicht erreicht werden, und die Sollzahl wurde auf 60 herabgesetzt. Nicht zuletzt war der Mangel an Männerstimmen in den Kriegszeiten Grund hierfür.

Zum Leiter des Chores wurde Günther Ramin bestellt, der als Organist internationales Ansehen genoss und als Leiter des Gewandhauschores (1933–1938) und Thomaskantor über die erforderliche Expertise verfügte. Am 2. März 1943 kam der Bruckner-Chor in einer Besetzung von 48 Sängern erstmalig in Leipzig zusammen. Ramin hatte sich ausbedungen, das Amt als Thomaskantor weiterführen zu können, so dass die Vorbereitungsphase für das erste gemeinsame Linzer Konzert mit dem Bruckner-Orchester, das für April 1944 vorgesehen, aber letztendlich nicht realisierbar war, in Leipzig stattfinden musste. Im Herbst/Winter 1943 konzertierte der Chor unter Ramins Leitung mehrfach mit dem Gewandhausorchester; das letzte Konzert unter seiner Leitung fand am 22. Februar 1944 statt, auf dem Programm stand das Requiem von Giuseppe Verdi. Da das Gewandhaus wenige Tage zuvor durch einen Bombenangriff zerstört wurde, fand sein Abschiedskonzert in der Thomaskirche statt.

Nach Ramin übernahm dessen Assistent Johannes Rietz im März 1944 kurz die provisorische Leitung und war für die Übersiedlung des Chores nach Linz zuständig. Ab Mai 1944 übernahm Michael Schneider die Chorleitung, aber schon am Anfang September 1944 wurde der Chor durch das Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda über den Reichs-Intendanten stillgelegt, damit die Sänger eingezogen und die Sängerinnen der Rüstungsindustrie zur Verfügung gestellt werden konnten. Das Abschiedskonzert des Chores in Linz fand am 17. September 1944 statt. Auf dem Programm standen Werke von Bach, Brahms und Bruckner.