Schwarz-Weiß-Porträt des Dirigenten Rolf Kleinert
Rolf Kleinert Bildrechte: Archiv MDR-Sinfonieorchester

Dirigent Rolf Kleinert

Leiter des Großen Rundfunkorchesters Leipzig von 1947 bis 1949

Schwarz-Weiß-Porträt des Dirigenten Rolf Kleinert
Dirigent Rolf Kleinert (1911–1975). Bildrechte: Archiv MDR-Sinfonieorchester

Aufnahmen aus Oper und Operette, Konzerte mit unterhaltenden Programmen – dies gehörte zu den Aufgaben des jungen Rundfunkorchesters am Mitteldeutschen Sender nach Ende des 2. Weltkrieges. Für dessen Leitung war der aus Dresden stammende Rolf Kleinert eine hervorragende Wahl. Er hatte vor dem Krieg erste Theatererfahrungen gesammelt und sogar – auch in Leipzig – erste Rundfunkaufnahmen gemacht. Einige Einspielungen mit seinem neuen Orchester kamen auf Schallplatte heraus. Weitere Produktionen, nun überwiegend mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig, sollten bis in die 1960er-Jahre folgen, und auch außerhalb der DDR veröffentlicht werden.

Ausbildung und Karrierestart in Mitteldeutschland

In Dresden geboren, durchlief Rolf Kleinert von 1931 bis 1933 eine praxisbezogene Ausbildung an der Orchesterschule der Sächsischen Staatskapelle Dresden, wo Fritz Busch zu seinen Lehrern im Fach Dirigieren gehörte. Rolf Kleinert war ein musikalisches Multitalent. Er war nicht nur Dirigent, sondern spielte auch sehr gut Violine und Klavier, zudem Oboe sowie Trompete. Er besaß das absolute Gehör; seinem Dirigat wird eine sehr akkurate und klare Schlagtechnik nachgesagt.

Nach ersten Engagements an den Theatern Freiberg und Brandenburg wurde er zur Wehrmacht eingezogen, konnte aber zumindest vereinzelt Dirigate übernehmen: So ist u. a. eine in Leipzig entstandene Aufnahme aus dem Jahr 1942 mit dem Orchester des Reichssenders Leipzig erhalten.

Aufbau des Großen Rundfunkorchesters

Nachdem er aus der französischen Gefangenschaft zurückgekehrt war, nahm er seine musikalische Tätigkeit wieder auf. 1947 wurde er Leiter des Großen Rundfunkorchesters (auch: Rundfunkorchester des Mitteldeutschen Rundfunks).

Er gestaltete in der Aufbauphase des Großen Rundfunkorchesters, das im Sommer 1946 mit Gerhart Wiesenhütters Amtsantritt als künstlerischer Oberleiter neu installiert wurde, eine Vielzahl an Programmen mit unterhaltendem Charakter. Damals teilte er sich die Dienste noch mit Kapellmeister und Geschäftsführer Fritz Schröder, der zu dieser Zeit in seiner Doppelfunktion sowohl administrativ als auch immer noch künstlerisch tätig war. 
1949 wechselte Kleinert als Musikdirektor an das Theater Görlitz.

Leitung des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin

1952 zog Rolf Kleinert nach Berlin, wo seine Frau Charlotte Kleinert-Sommerfeld (ehemals Sprecherin im Leipziger Sender) bereits mit den Kindern lebte und mit den ersten Sendungen des aufzubauenden DDR-Fernsehens als Regisseurin befasst war. Er wurde neben Chefdirigent Hermann Abendroth 1. Kapellmeister des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, leitete es nach Abendroths Tod 1956 und wurde 1959 Generalmusikdirektor und Chefdirigent.

Aufgrund einer Erkrankung musste Rolf Kleinert 1972 seine Konzerttätigkeit beenden. Sein letzter Auftritt im Leipziger Rundfunk dürfte im 11. Anrechtskonzert des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig am 2. März 1971 gewesen sein, in dem Werke von Carl Maria von Weber, Fritz Geißler und Franz Schubert erklangen.

In erster Ehe war Rolf Kleinert mit der Sängerin Leonore Schramm verheiratet. Ihr Sohn, der Schauspieler Volkmar Kleinert, wurde 1938 in Dresden geboren.

Klangbeispiel

Paul Dessau:
Sinfonie Nr. 2 (1934/62)
RSO l, Rolf Kleinert, Dirigent
Leipzig, Funkhaus Springerstraße, S 1, 26. September 1962

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Bildrechte: MDR

Steckbrief

  • 1911 geboren am 24. November in Dresden als Sohn eines Porzellanmachers
  • 1931–1933 Studium an der Orchesterschule der Sächsischen Staatskapelle Dresden in den Fächern Violine und Klavier sowie Dirigieren bei Fritz Busch, später als Kapellmeister am Theater in Freiberg und musikalischer Oberleiter und Dirigent der Sinfoniekonzerte am Stadttheater Brandenburg/H.
  • 1941 Einzug in die deutsche Wehrmacht, später in französischer Kriegsgefangenschaft
  • 1947–1949 Dirigent des Großen Rundfunkorchesters des Senders Leipzig
  • 1949–1952 Musikdirektor am Theater in Görlitz
  • 1952 enge Zusammenarbeit mit dem Rundfunksinfonieorchester Berlin, anfänglich als 1. Dirigent unter Hermann Abendroth, nach dessen Tod 1956 Interimsleiter
  • 1959 GMD und Chefdirigent des Rundfunksinfonieorchesters Berlin
  • 1960 Verleihung des Professoren-Titels
  • 1972 Erkrankung und Aufgabe des Dirigentenberufs
  • 1975 gestorben am 20. Januar in Berlin, beigesetzt in Dresden