Dirigent Max Pommer
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Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig von 1987 bis 1991
Max Pommer verknüpfte die Karriere des international gefragten Dirigenten mit der des musikwissenschaftlichen Theoretikers und Universitätsprofessors, zunächst in Leipzig und später in Saarbrücken. Sein Profil unterscheidet sich von dem seiner Vorgänger vor allem durch den wissenschaftlichen Zugang zur Musik. Bei seiner eher historisch-orientierten Sichtweise suchte er seine gestalterischen Schwerpunkte gern in Werken der Klassik, Vorklassik und des Barock, aber er hat sich häufig auch um zeitgenössische Kompositionen sehr verdient gemacht hat.
Er folgte, nachdem die Position des Chefdirigenten des Rundfunk-Sinfonieorchester zwei Jahre unbesetzt geblieben war, auf Wolf-Dieter Hauschild, der 1985 überraschend im Westen geblieben war.
Max Pommers Anfänge als Chordirigent
Max Pommer studierte bei Heinz Rögner Dirigieren und bei Manfred Reinelt Klavier. Reinelt musizierte in den 1950er-Jahren viel mit dem Rundfunkchor, Reinelts Vater war in den Jahren 1947 bis 1961 als Tenor beim Rundfunkchor beschäftigt. Vermutlich hatte Pommer in diesem "Fluidum" schon früh "Chor-Luft" geschnuppert. Er wurde Chorassistent bei Hans Sandig, absolvierte ein Orchesterpraktikum bei Herbert Kegel und arbeitete unter Herbert von Karajan.
Nach seiner Tätigkeit als Kapellmeister in Borna leitete Max Pommer die Leipziger Kammermusikvereinigung und die Gruppe "Neue Musik Hanns Eisler". Schließlich stand er von 1973 an vierzehn Jahre am Dirigierpult des Leipziger Universitätschores. Sieben Jahre später wurde er dann zum Professor mit künstlerischer Lehrtätigkeit berufen.
Max Pommer war von 1987 bis 1991 Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig. Er war zu dieser Zeit bereits Gastprofessor für Orchestererziehung und Dirigieren an der Musikhochschule in Saarbrücken, wo er 1992 eine ordentliche Professur erhielt und wenig später ein Hochschulorchester aufbaute.
1991 dirigierte Max Pommer erstmals das Salzburger Mozarteumorchester bei den Salzburger Festspielen und arbeitete schon mit der Hamburger Camerata zusammen, deren künstlerischer Leiter er von 2001 bis 2011 wurde.
Nachdem er 2003 emeritiert wurde, gastierte er verstärkt international, arbeitete u. a. mit dem Saint Paul Chamber Orchestra, dem Orchestre National Bordeaux Aquitaine, dem SWR Sinfonieorchester zusammen und war seit 2006 als Gastdirigent beim Nagoya Philharmonic Orchestra in Tokio, wo er das Weihnachtsoratorium im Eröffnungskonzert der Tokio Suntory Hall dirigierte.
Gastspiele führten ihn u. a. nach London, Paris, St. Petersburg und Budapest. Er lehrte an der University of New Jersey (USA) und setzte seine Zusammenarbeit mit den renommiertesten Orchestern und Instrumentalensembles bis 2011 fort.
Max Pommers Spezialität: Alte Musik
Nach seiner Theatertätigkeit in Frankfurt (Oder), wo er neben Wolf-Dieter Hauschild als Kapellmeister wirkte, startete er zunächst eine universitäre Karriere als Leiter des Universitätschores, später als Universitätsmusikdirektor und als Professor in Leipzig. Max Pommer gilt als ausgesprochener Bach-Spezialist, als Fachmann für Alte Musik und deren besondere Aufführungspraxis.
Seine Arbeit an der Leipziger Universität begünstigte die Gründung des Neuen Bachischen Collegium Musicums (NBCM), mit dem er vor allem Bach-Oratorien und -Kantaten aufführte. So gründete er 1979 mit einigen Musikern des Gewandhauses das NBCM, das zukünftig eng mit dem Leipziger Universitätschor und dem Bach-Archiv Leipzig kooperierte. Daraus erwuchsen viele Aufnahmen, durch die Max Pommer internationale Aufmerksamkeit und zahlreiche Preise erhielt.
Max Pommer (links) und der finnische Komponist Einojuhani Rautavaara bei der Produktion aller seiner Sinfonien durch das Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig
Als er die Position in Leipzig übernahm, hatte er bereits gut 50 Schallplatten auf den Markt gebracht, weltweit Würdigungen erfahren und sich einen hervorragenden Ruf für die Interpretation Alter Musik erworben. Daneben machte er sich jedoch auch einen Namen als Dirigent für Neue Musik.
Mozartiana
Max Pommer etablierte mit der "Mozartiana" gleich zu Beginn seines Amtsantritts beim Rundfunk-Sinfonieorchester ein neues Format, das einen deutlichen Fokus auf Werke der klassischen und vorklassischen Epoche legte.
Anlässlich Mozarts 200. Todestages wollte er 1991 die Interpretation seiner Werke neu beleben. Da blitzte der Musikwissenschaftler durch, denn neben Bekanntem wurden auch viele kleinere Kompositionen Mozarts zusammen mit dem Rundfunkchor aufgeführt, etwa Messen, kleinere Opern, kurzum Werke, die in Vergessenheit geraten waren und wieder neu entdeckt werden konnten.
Steckbrief
- 1936 geboren am 9. Februar in Leipzig, hier Besuch der Thomasschule, deren Kammerorchester er gründete; nach dem Abitur Studium der Fächer Klavier und Dirigieren an der Hochschule für Musik in Leipzig
- 1960–1964 Studium der Musikwissenschaft an der Universität Leipzig, 1962 bis 1973 Leitung der Leipziger Kammermusikvereinigung und der Gruppe Neue Musik "Hanns Eisler"
- 1965–1970 Theaterkapellmeister in Frankfurt (Oder) sowie freier Mitarbeiter bei VEB Edition Peters und Radio DDR
- 1968 Promotion mit einer Arbeit über die "Melodischen Einflüsse der Ländler auf Wiener Kompositionen des 19. und 20. Jahrhunderts"
- 1973–1987 Leitung des Leipziger Universitätschores
- 1975 Universitätsmusikdirektor
- 1979 Gründung des Neuen Bachischen Collegium Musicums und bis 1987 dessen künstlerischer Leiter
- 1980 Ruf als Professor an der Universität Leipzig, weltweite Gastdirigate
- 1987–1991 Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig
- 1990 Gastprofessur, dann ab 1992 ordentliche Professur für Orchestererziehung und Dirigieren an der Hochschule für Musik Saar, 2003 emeritiert, bis 2011 weiter international als Dirigent aktiv