Schwarz-Weiß-Porträt des Dirigenten Marcello Viotti
Marcello Viotti Bildrechte: MDR/Gerhard Hopf

Dirigent Marcello Viotti

Hauptdirigent des MDR-Sinfonieorchesters von 1996 bis 1999

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Foto des Dirigenten Marcello Viotti
Dirigent Marcello Viotti. Bildrechte: MDR/Gerhard Hopf

Marcello Viotti gehörte zu dem Dirigenten-Trio, das 1996 bis 1999 die Nachfolge von Daniel Nazareth antrat und das MDR-Sinfonieorchester mit neuem Schwung inspirierte. Marcello Viotti wie auch Fabio Luisi und Manfred Honeck erhielten die Bezeichnung Hauptdirigenten. Marcello Viotti hatte seine musikalische Laufbahn als Sänger begonnen, was sowohl seine große Leidenschaft für die italienische und französische Oper wie auch seine zunehmende Leidenschaft für geistliche Chormusik erklärt. In Leipzig wollte er dem Publikum jene Werke dieses Repertoires nahebringen, von deren künstlerischer Qualität er überzeugt war. Kompositionen von Gouvy, Chausson, Czerny u. a. erklangen so erstmals durch ihn und den Mitteldeutschen Rundfunk. Als Dirigent war der Sohn eines italienischen Schmiedes weltweit umjubelt und international hochgeschätzt.

Am Konservatorium Lausanne studierte er Klavier und Gesang. Mit 28 Jahren gewann er den ersten Preis des internationalen Dirigierwettbewerbes "Gino Marinuzzi" in Italien. Nachdem er drei Jahre als Kapellmeister am Teatro Reggio Turin gewirkt hatte, wurde dem 32-Jährigen die musikalische Leitung der Luzerner Oper übertragen. Von 1990 bis 1993 war er Generalmusikdirektor in Bremen. Zudem hatte er bis 1995 die Position des Chefdirigenten beim Sinfonieorchester des Saarländischen Rundfunks inne.

Foto von Marcello Viott
Marcello Viotti im Jahr 1996. Bildrechte: MDR/Gerhard Hopf

Von 1996 bis 1999 war Marcello Viotti – ebenso wie Manfred Honeck und Fabio Luisi – Hauptdirigent von Sinfonieorchester und Chor des MDR. In dieser Zeit dirigierte er in den MDR-Konzerten u. a. Frank Martins Passionsoratorium "Golgotha" in Leipzig und Berlin sowie fünf der unter seiner Leitung 1993 uraufgeführten Rompreiskompositionen von Maurice Ravel im Leipziger Gewandhaus. Im April 1999 dirigierte er u. a. die Uraufführung von Milko Kelemens "Salut au monde".

Marcello Viotti war regelmäßig Gast bei so renommierten Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, den Wiener Philharmonikern und Symphonikern, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Oslo Philharmonie, den Münchner Philharmonikern, dem Japan Philharmonie Orchestra, den Bamberger Symphonikern, dem English Chamber Orchestra sowie bei allen deutschen Rundfunkorchestern. Er dirigierte ständig an den großen, internationalen Opernbühnen, z. B. an der Staatsoper Wien, der Deutschen Oper Berlin, den Staatsopern München und Hamburg, am Opernhaus Zürich an der Metropolitan Opera und bei den Salzburger Festspielen. Er leitete Neuproduktionen an der Mailänder Scala, am Théàtre de la Monnaie Bruxelles, in Paris, Wien, Berlin und Zürich. Zahlreiche Aufnahmen produzierte er für Claves, Capriccio, Erato und Koch/Schwann. Im September 1998 wurde er Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters, im Januar 2002 ernannte man ihn zum "Direttore musicale" des Teatro La Fenice in Venedig.

Steckbrief

  • 1954 geboren in Vallorbe in der französischen Schweiz als Sohn eines italienischen Schmiedes; Gesang-, Klavier- und Cello-Studium am Conservatoire de Lausanne; Gründung eines Bläserensembles in Genf; als Chorsänger beobachtete er am Beginn seiner Karriere Wolfgang Sawallisch beim Dirigieren, der ihn beeinflusste und inspirierte, Dirigent zu werden; daraufhin Studium am Konservatorium Lausanne
  • 1985 Kapellmeister an der Turiner Oper "Teatro Regio", dann künstlerischer Direktor des Stadttheaters Luzern
  • 1989–1993 Generalmusikdirektor des Bremer Philharmonischen Staatsorchesters
  • 1991–1995 Chefdirigent des Sinfonieorchesters des Saarländischen Rundfunks
  • 1996–1999 einer der drei Hauptdirigenten des MDR-Sinfonieorchesters in Leipzig
  • 1998–2004 Leiter des Münchner Rundfunkorchesters,  dessen Schließung durch BR-Intendant Thomas Gruber 2004 angekündigt wurde; Rücktritt Viottis unter Protest; danach regelmäßig Gastspiele an der Wiener Staatsoper, wo er insgesamt 15 verschiedene Opern dirigierte, auch in anderen Opernhäusern wie z. B. in München, Hamburg, Berlin, Zürich, Brüssel, Paris oder Mailand sowie in San Francisco und New York; Gast der Salzburger Festspiele, in der Arena di Verona und bei den großen Orchestern in Australien und Japan.
  • 2002 Ernennung zum "Direttore musicale" des Teatro La Fenice in Venedig, der Höhepunkt seiner Karriere
  • 2004 Dirigat von Halevys "La Juive" in der Metropolitan Opera in New York, Bizets "Perlenfischer" in Venedig, Fernost-Tournee mit den Wiener Philharmonikern
  • 2005 Schlaganfall während der Proben zu Massenets "Manon" mit dem Münchner Rundfunkorchester; Tod nach einer Notoperation wenige Tage später; Beisetzung in seinem Geburtsort Vallorbe bei Lausanne