Dirigent Heinrich Schachtebeck
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Dirigent des Sinfonieorchesters des Senders Leipzig 1946
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Heinrich Schachtebeck war 1946 in der Wiederaufbauphase des Leipziger Sinfonieorchesters nur wenige Monate Dirigent und künstlerischer Interimschef.
In der Doppelspitze mit Geschäftsführer und Kapellmeister Fritz Schröder gelang es ihm, den wieder spielfähig gewordenen, nun mehr 46-köpfigen Klangkörper im Juni 1946 an Gerhart Wiesenhütter, den neuen musikalischen Oberleiter, zu übergeben, der ihn künstlerisch rasch weiterentwickelte.
Von Hause aus war Heinrich Schachtebeck ein sehr versierter Geiger und hervorragender Kammermusiker, der in verschiedenen Orchestern in Deutschland und England beschäftigt war, darunter auch dem Gewandhausorchester und dem Festspielhaus-Orchester Bayreuth. Heinrich Schachtebeck machte sich übrigens nicht nur um den Wiederaufbau des Leipziger Sinfonieorchesters, sondern auch um den des Landestheaters Altenburg verdient.
Doppelspitze: Schröder & Schachtebeck
Im September 1945 wurde Heinrich Schachtebeck Fritz Schröder entlastend an die Seite gestellt. Zunächst teilten sich beide noch das Dirigentenpult. Schröder hatte die im Krieg versprengten Orchestermusiker in Leipzig wieder mühsam vereint und mit ihnen, in seiner Doppelfunktion als Kapellmeister und Geschäftsführer, erste Proben abgehalten. Schröder schuf für das Orchester ein erstes Betreibermodell und gab das erste öffentliche Konzert am 16. August 1945.
Jedoch nahm Schröder die stark anwachsende Administration des Klangkörpers so sehr in Anspruch, dass ihm kaum Zeit für die künstlerische Arbeit blieb. Heinrich Schachtebeck war zu dieser Zeit anfänglich ohne Anstellung, übernahm dann vorübergehend die Leitung des Leipziger Musikkonservatoriums, der späteren Hochschule für Musik, und hatte noch Kapazitäten frei. In der Doppelspitze mit Schröder sagte er für die künstlerische Leitung des Orchesters zu.
Heinrich Schachtebeck übernahm schließlich Anfang 1946 fast alle Orchesterdienste. Bereits zu diesem Zeitpunkt kristallisierte sich aber heraus, dass er zum festen Rektor des Leipziger Musikkonservatoriums ernannt werden solle, was auch im Sommer 1946 geschah. Ein neuer Chefdirigent wurde benötigt. Zu dieser Zeit konnte Gerhart Wiesenhütter den "Staffelstab" lückenlos aufgreifen und mit der begonnenen Aufbauarbeit hochmotiviert fortfahren.
Steckbrief
- 1886 geboren am 6. August in Diemarden bei Göttingen als August Louis Hermann Heinrich Schachtebeck
- 1896–1902 Besuch der Mittelschule und privater Unterricht in den Fächern Klavier, Orgel, Geige und Musiktheorie
- 1902–1904 als Geiger tätig in den Orchestern in Göttingen und Bremerhaven sowie in England
- 1904–1909 studierte er am Konservatorium der Musik Leipzig
- 1909–1911 Erster Geiger am Gewandhausorchester in Leipzig
- 1911–1914 Erster Konzertmeister im Philharmonischen Orchester Leipzig und ständiges Mitglied des Festspielorchesters Bayreuth
- 1915 Gründung des Schachtebeck-Streichquartetts für volkstümliche Kammermusik und in dieser Formation bis 1932 freischaffend aktiv
- 1929–1936 Dozent für Violinspiel am Pädagogischen Institut für Lehrerbildung in Leipzig
- 1932–1937 Erster Konzertmeister am Landestheater Altenburg und 1932 Verleihung des Professorentitels
- 1936 Entlassung aus dem Pädagogischen Institut aufgrund der Ehe mit der polnisch-jüdischen Konzertpianistin Augusta Schachtebeck-Sorocker
- 1937 aus diesem Grund auch Kündigung des Dienstverhältnisses in Altenburg bei Fortsetzung seiner Tätigkeit als Erster Konzertmeister, jedoch mit einer Sonderarbeitsgenehmigung, die jederzeit widerrufen werden konnte
- 1944 ohne Anstellung und Einkommen; Tod seiner Frau Augusta nach schwerer Krankheit
- 1945 Kommissarischer Leiter der Staatlichen Hochschule für Musik zu Leipzig
- 1945-1946 Künstlerischer Leiter des Leipziger Rundfunksinfonieorchesters
- 1946–1948 Direktor der Staatlichen Hochschule für Musik zu Leipzig und seither Mitglied der SED
- 1948–1954 Professor mit Lehrauftrag für Musik an der Pädagogischen Fakultät der Universität Leipzig
- 1965 gestorben am 12. März in Leipzig