Schwarz-Weiß-Porträt des Dirigenten Gerhard Pflüger
Gerhard Pflüger Bildrechte: Archiv MDR-Sinfonieorchester

Dirigent Gerhard Pflüger

Ständiger Dirigent des Großen Rundfunkorchesters von 1949 bis 1956

Schwarz-Weiß-Porträt des Dirigenten Gerhard Pflüger.
Gerhard Pflüger (1907–1991). Bildrechte: Archiv MDR-Sinfonieorchester

Gerhard Pflüger – der Ständige Dirigent des Großen Rundfunkorchesters und Stellvertreter des Chefdirigenten Hermann Abendroths beim Rundfunk Sinfonieorchester – verantwortete nicht nur viele Konzerte, sondern auch zahlreiche Studio-Produktionen, darunter viele Opern, die bei den Hörern ausgesprochen beliebt waren.

Ungewöhnlich war Gerhard Pflügers Engagement für zeitgenössische Komponisten, etwa für Paul Hindemith, und musikalische Entdeckungen außerhalb des traditionellen Kernrepertoires.

Der gebürtige Dresdner war in den mehr als vierzig Jahren seines musikalischen Wirkens als Dirigent und Dozent überwiegend in Sachsen und Thüringen tätig, zuletzt in Weimar als Dirigent der Staatskapelle sowie als Professor der dortigen Musikhochschule.

Gerhard Pflüger: Der solide Praktiker

Gerhard Pflüger studierte in Dresden Dirigieren bei Fritz Busch, der – später Dirigent von Weltruf – am 7. März 1933 von den Nationalsozialisten als Generalmusikdirektor aus der Semperoper herausgedrängt wurde und nach England emigrierte.

Pflüger durchlief, bevor er 1949 zum Rundfunk nach Leipzig kam, eine mehr als zwanzigjährige Karriere als Repetitor und Theaterkapellmeister.

Schwarz-Weiß-Foto des Rundfunk Sinfonieorchesters mit seinem Dirgenten Gerhard Pflüger.
Gerhard Pflüger dirigiert das Rundfunk Sinfonieorchester Leipzig 1956. Bildrechte: Clauss

Während seiner Tätigkeit an vielen verschiedenen Bühnen konnte er sich vor allem im Musiktheater breite Repertoirekenntnisse aufbauen und Fingerspitzengefühl im Umgang mit Sängerinnen und Sängern wie auch mit Chören entwickeln, was seinen vielen Rundfunk-Opernproduktionen zugute kam.

Gerhard Pflüger machte sich nicht nur künstlerisch um das Orchester verdient. Am 14. Mai 1955 trat er zusammen mit dem Großen Rundfunkorchester erstmals eine Reise in den Westen an. Mit vier Autobussen und einem Anhänger fuhr man nach Stuttgart zur "Schillerfeier", um dort im Gustav-Siegle-Haus Beethovens "Neunte" zu geben.

Schwarz-Weiß-Foto des Rundfunk Sinfonieorchesters und Rundfunkchores Leipzig mit dem Dirgenten Gerhard Pflüger.
Gerhard Pflüger bei der Anspielprobe im Rahmen der ersten Konzertreise des Rundfunk Sinfonieorchesters und des Rundfunkchores Leipzig mit Beethovens 9. Sinfonie zur "Schillerfeier" am 4. Mai 1955 im Gustav-Siegle-Haus in Stuttgart.  Bildrechte: Archiv MDR-Sinfonieorchester

Klangbeispiel

Victor Bruns (1904–1996):
Konzert für Fagott und Orchester Nr. 1 op. 15,
Gerhard Pflüger, Dirigent; Herbert Heilmann, Fagott
RSO Leipzig 
Leipzig, 3. Juni 1951

Schwarz-Weiß-Foto des Rundfunk Sinfonieorchesters mit seinem Dirgenten Gerhard Pflüger 18 min
Gerhard Pflüger dirigiert das Rundfunk Sinfonieorchester Leipzig 1956 Bildrechte: Clauss

Steckbrief

  • 1907 geboren am 9. April in Dresden
  • 1913–1924 Besuch der Bürgerschule und anschließend des Gymnasiums in Dresden
  • 1924–1927 Dirigierstudium an der Orchesterschule der Sächsischen Staatskapelle Dresden bei Fritz Busch und Kurt Striegler
  • 1927–1930 Solorepetitor, Kapellmeister und Chordirigent im damals ostpreußischen Tilsit 
  • 1930–1932 Erster Kapellmeister in Stralsund
  • 1932–1935 Erster Kapellmeister in Gotha
  • 1935–1938 Musikalischer Oberleiter in Nordhausen
  • 1938–1940 Erster Kapellmeister in Altenburg
  • 1940 Erster Kapellmeister in Meiningen und Beitritt in die NSDAP
  • 1946 Mitglied der SED
  • 1948–1955 GMD und Intendant an den Städtischen Bühnen Rostock sowie Leiter der Dirigentenklasse an der Musikhochschule Rostock
  • 1949–1957 Ständiger Dirigent des Rundfunk Sinfonieorchesters Leipzig
  • 1957–1973 Dirigent der Weimarer Staatskapelle, ab 1962 Professor und Leiter der Dirigentenklasse der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar
  • 1991 gestorben am 24. Oktober in Weimar