In aller Freundschaft | MDR im Ersten | 13.10.09 | 21:05 Uhr "Ich konzentriere mich mit Freuden auf die Ingrid"
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Jutta Kammann im Interview
27. Oktober 2009, 13:14 Uhr
Am 13. Oktober wurde die 450. Folge der beliebten Serie ausgestrahlt. Im Mittelpunkt stand Oberschwester Ingrid. Wir haben die Darstellerin der Ingrid, Schauspielerin Jutta Kammann, im Interview befragt.
Die Türen der "Sachsenklinik" öffneten sich für die Zuschauer am 26. Oktober 1998 zum ersten Mal. Seitdem hat sich die Reihe zur erfolgreichsten deutschen Krankenhausserie gemausert. Warum, glauben Sie, schalten die Zuschauer die "Sachsenklinik" ein?
Ich denke, weil es keine reine Krankenhausserie ist, sondern eine Krankenhausfamilienserie. Das Gewicht muss gleichmäßig auf beidem sein. Die Leute interessieren sich auch sehr für die privaten Verwicklungen. Dafür, was bei Familie Heilmann passiert, was bei Dr. Stein passiert, was bei Simoni und Ingrid passiert. Hinzu kommt, dass wir ein hervorragendes Konzept, ein sehr gutes Dramaturgenteam und exzellente Schauspieler haben.
Wie viel von Ihnen, von Jutta Kammann, steckt in Oberschwester Ingrid?
Sehr viel. Die Jutta Kammann ist genauso ordentlich, genauso gewissenhaft, fast überdiszipliniert. Beide haben sehr viel Humor und können auch mal durchgreifen. Es ist ja so, wenn Simoni in der Klinik anfängt zu brüllen, weil irgendetwas nicht stimmt, dann sagen alle: "Toll, der hat aber Autorität". Wenn Oberschwester Ingrid, die ja auch Vorgesetzte ist und sehen muss, dass ihr Laden läuft, mal mit sehr moderaten Worten etwas bemängelt und sagt, dass etwas anders gemacht werden muss, heißt es gleich: "Die ist aber zickig". Und das ist im wirklichen Leben auch so. Und so habe ich gelernt, meine Worte immer sehr moderat zu setzen.
Mögen Sie auch Eigenschaften von Schwester Ingrid nicht?
Nein, ich fülle sie ja mit meinen Eigenschaften. Ganz am Anfang, als die Serie startete, sollte Oberschwester Ingrid sozusagen die "Böse" sein. Und damit war ich nicht einverstanden, weil ich einen Berufsstand verunglimpft sah. Krankenschwester ist ein so extrem schwerer Beruf, der soviel Aufopferung verlangt und so viel körperlichen und seelischen Einsatz, das durfte in meinen Augen nicht negativ beleuchtet werden.
Sie haben also die Oberschwester Ingrid mit geprägt.
Ja, natürlich.
In der Serie spielen oft prominente Schauspieler in Episodenrollen mit. Welchen Starpatienten hätten Sie denn gern mal wieder oder auch zum ersten Mal in einem ihrer Krankenbetten?
Ich hätte gern den Dieter Thomas Heck oder, was ja nun leider nicht mehr geht, den Günter Pfitzmann wieder einmal in der Serie. Auch über Nadja Tiller würde ich mich sehr freuen.
Gibt es denn irgendwann für Oberschwester Ingrid und Professor Simoni ein Happy End vor dem Traualtar?
Das weiß ich nicht. Aber es ist ja auch das Schöne, dass Simoni und Ingrid sehr gut zusammenleben. Es ist ja die Ingrid, die immer "Nein" sagt. Simoni hat ihr ja schon viele Anträge gemacht und Ingrid, als selbstbewusste moderne Frau, möchte halt weiter selber bestimmen. Das leben wir ja, in meiner Generation, als Frauen vor. Wir suchen schon unser Glück in der Geborgenheit eines Mannes, aber es muss nicht die gesetzliche Verpflichtung dabei sein.
Werden Sie auf der Straße eigentlich auch als Schwester Ingrid angesprochen?
Nur. Aber das macht nichts. Viele wissen dann auch meinen richtigen Namen, aber alle wissen, dass ich Oberschwester Ingrid bin.
Haben Sie neben Ihrer Arbeit für "In aller Freundschaft" auch noch Zeit für andere Rollen?
Ich habe Angebote, aber, denken Sie daran, wie alt ich bin. Ich kann keinen so großen Stress mehr vertragen. Mir reicht das, ich möchte nicht am Set stehen mit Herzklopfen, ob ich den Flieger jetzt noch kriege, weil ich morgen woanders sein muss oder so. Wenn mal "In aller Freundschaft" nicht mehr ist, werde ich auch andere Sachen wieder machen. Aber im Moment konzentriere ich mich mit Freuden ganz auf die Ingrid.
Wenn Sie frei haben und sich entspannen wollen, was machen Sie dann?
Zum Beispiel die letzten beiden Tage durfte ich zu Hause und den ganzen Tag in der Wohnung sein. Ich brauchte mich nicht anziehen, ich konnte den ganzen Tag ungeschminkt im Morgenmantel an meinem Computer sitzen oder lesen. Und das ist für mich Glück.